Kath. Privatschulen in der Steiermark | Teil 07
Nach außergewöhnlichen Lösungen suchen
Anders sehen“, so kann man das Sehen jener Kinder und Jugendlicher bezeichnen, die mit einem Sehvermögen von weniger als 30 Prozent, einem Gesichtsfeld von weniger als 20 Grad oder eventuell überhaupt nur mit Lichtwahrnehmung eine Schule besuchen.
Im Pflichtschulbereich haben die Eltern betroffener Kinder die Wahlmöglichkeit zwischen dem Besuch der wohnortnahen Schule oder der Spezialschule im Odilien-Institut. Die Weiterentwicklung von technischen Hilfsmitteln änderte die Didaktik des Unterrichtes. Das führte zu bedeutend besseren und vielfältigeren Bildungsmöglichkeiten.
Mit der Einführung der integrativen Beschulung wurde das Sonderpädagogische Zentrum für Kinder mit Sehbehinderung oder Blindheit installiert. „Unsere Lehrerinnen und Lehrer bringen blindenspezifisches Know-how in die wohnortnahe Schule zu den Regelschullehrerinnen und -lehrern und unterstützen die Kinder im Unterricht. So betreuen wir heute steiermarkweit 162 Kinder“, erzählt Agnes Nimmrichter, Direktorin der Odilien-Volksschule.
In der Spezialschule besteht die Möglichkeit, die Volks-, Haupt- und Sonderschule mit verschiedenen Förderangeboten in Kleingruppen zu besuchen. Gut ausgestattete Klassenräume ermöglichen optimale Lehr- und Lernvoraussetzungen.
Die Volksschule Odilien wurde im Jahre 1998 gegründet. Es gibt ausschließlich Integrationsklassen mit Tagesbetreuung. Der Unterricht pro Klasse wird von zwei Lehrerinnen durchgeführt, die Nachmittagsbetreuung erfolgt durch zwei Sozialpädagoginnen.
„Auch die berufliche Bildung junger Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit ist ein zentrales Anliegen, da sie die Basis für die gesellschaftliche Integration darstellt“, berichtet Franz Masser, Direktor der Fachschulen im Odilien-Institut. Zurzeit absolvieren 70 Jugendliche in verschiedenen Ausbildungssparten und Ausbildungsniveaus ihre Ausbildung. Diese schließt mit einer Abschluss- oder Lehrabschlussprüfung beziehungsweise Teilqualifizierungsprüfung ab. Eine spezielle Ausbildungsmöglichkeit wird jenen Jugendlichen angeboten, die den Anforderungen einer abschließenden Prüfung nicht entsprechen können.
Die vielfältigen pädagogischen Aktivitäten wie Orientierungs- und Mobilitätstraining und der Einsatz spezieller Schriftsysteme gewährleisten, dass neben einer fundierten Berufsausbildung die jungen Menschen eine weitestgehende Selbstständigkeit erreichen und zu selbstbewussten Persönlichkeiten he-ranreifen. Durch den Einsatz moderner Hilfsmittel kann eine praxisnahe Ausbildung in einem individualisierten Unterricht in Kleingruppen realisiert werden. Die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft wird durch Schnuppertage, Ferial- und Betriebspraktika sehr intensiv gepflegt. Somit kommen alle Absolventen vor dem Abschluss ihrer Ausbildung mit Betrieben und Institutionen in Kontakt und stellen ihr Können unter Beweis.
Im Sinne der Chancengleichheit ist es wünschenswert, dass Arbeitsplätze, die prädestiniert sind für Menschen mit Behinderung, sowohl im öffentlichen als auch privaten Bereich vorrangig für diese zur Verfügung gestellt werden. Integration beinhaltet das Recht auf Anders-Sein und findet in einer Gesellschaft erst dann statt, wenn sie in allen Bereichen des Lebens vollzogen wird.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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