Quelle des Segens - Schritte zu einer lebendigen Liturgie | Teil 13
Mehr als nur ein Schal?
Die Stola soll durch eine einfache, aber edle oder eine festliche Gestaltung zur Schönheit und Würde des Gottesdienstes beitragen.
In der römisch-katholischen Liturgie ist die Stola ein liturgisches Gewandstück, das dem Bischof, dem Priester und dem Diakon vorbehalten und zum Tragen bei gottesdienstlichen Handlungen vorgeschrieben ist. In seiner Form ist es ein langer, schmaler Stoffstreifen, der vom Diakon nach Art einer Schärpe über die linke Schulter, vom Priester und Bischof aber so um den Hals und über beide Schultern gelegt wird, dass die beiden Enden vorne herunterhängen. Bei der Eucharistiefeier hat mindestens der Hauptzelebrant sich mit einer Kasel zu bekleiden. Die Stola trägt er dann unter oder neuerdings und eher nicht wünschenswert oft über der Kasel.
Diözesane Kirchenzeitungen berichten all- wöchentlich in Wort und Bild auch über Eucharistiefeiern. Dem Leser tritt da oft ein Priester ohne Kasel vor Augen, angetan mit einer sackähnlichen Mantelalbe und einer Stola ohne jedes Ornament oder mit einer Vielzahl von plump gestalteten riesigen Kreuzen. Mehr als der Leser leidet dann die liturgische Gemeinde, falls man ihr eine Sensibilität für Gestalt und Form der liturgischen Zeichen nicht bereits abgewöhnt hat. Die Stola ist ja nicht irgendein belangloses Textil, sondern ein sehr altes Symbol für einen liturgischen Dienst, der durch einen Auftrag übernommen und in Vollmacht getan wird.
Man kann die Gestalt von Liturgie besonders auch durch das Symbol eines Teppichs deuten. Aus einem solchen Teppich kann man durch lange Zeit immer wieder Fäden herausziehen. Er hält es in seiner Gesamtgestalt aus. Eines Tages kommt man dabei aber an eine kritische Grenze, und das Textil zerfällt. Das ist ein Gleichnis – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Teppich der Liturgie verträgt, ja braucht auch Goldfäden. Viele solche Fäden sind ihm, etwa bezogen auf das liturgische Kleid, in den letzten Jahrzehnten genommen worden, und vielleicht hat es ja da und dort wirklich zu viel an solchem Gold im Kult gegeben.
Das Konzil hat gesagt, die Liturgie sollte einfach sein. Wenn man aber den Konzilstext genau betrachtet, dann wird deutlich, dass er sich gegen die Gefahr einer Banalisierung in gelassener Deutlichkeit abgrenzt, indem er die Wörter „Glanz“ und „edel“ einfügt und lautet: „Die Riten sollen den Glanz edler Einfachheit an sich haben.“ Das gilt gewiss besonders bezogen auch auf Altar, Parament und Sprache, diese höchst sensiblen Bauelemente unserer Liturgie. Papst Benedikt XVI. hat 2007 bei seinem Besuch in Österreich auf die Dimension Tiefe der Liturgie hinweisend gesagt: „Bei allem Bemühen um die Liturgie muss der Blick auf Gott maßgebend sein. Wir stehen vor Gott – er spricht mit uns, wir mit ihm. Wo immer man bei liturgischen Besinnungen nur darüber nachdenkt, wie man Liturgie attraktiv, interessant, schön machen kann, ist Liturgie schon verfallen. Entweder ist sie opus Dei mit Gott als dem eigentlichen Subjekt, oder sie ist nicht.“
Nach einer ästhetisch dürftigen Zeit der Liturgiegeschichte werden von Paramentenwerkstätten nun wieder häufiger auch Stolen angeboten, die durch eine einfache, aber edle oder durch eine festliche Gestaltung zur Schönheit und Würde des Gottesdienstes beitragen. Wir sollten uns um die Würde des liturgischen Kleides immer neu bemühen, dies noch dazu inmitten einer immer pluraleren Zivilgesellschaft.
Dr. Egon Kapellari, Diözesanbischof
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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