Aus der Wüste mitten in die Welt | Teil 2
Leicht wie Seifenblasen
Die Kleinen Schwestern Jesu sind als Ordensgemeinschaft auf den Spuren Charles de Foucaulds unterwegs. Auch vier Steirerinnen gehören der Gemeinschaft an.
Im Oktober 1936 bestieg Magdeleine Hutin das Schiff nach Algerien. In der Biografie von Charles de Foucauld hatte sie ihre eigene Berufung erkannt: Leben nach dem Evangelium, völlige Armut, unauffälliges Dasein unter Menschen, die keine Beachtung finden. Am 8. September 1939, unserem Gründungstag, legte sie dann in Algier die Ordensgelübde ab und nannte sich von da an „Kleine Schwester (KS) Magdeleine von Jesus“.
Über die Grenzen hinaus
Ursprünglich war KS Magdeleine überzeugt, so wie Charles de Foucauld speziell zu den muslimischen Nomaden der Sahara gesandt zu sein, als Kontemplative inmitten der Muslime zu leben, damit dort Christus anwesend sei. Doch dann drängten die Kleinen Schwestern über alle Grenzen hinaus, und es entstanden in rasantem Tempo kleine Gemeinschaften in der ganzen Welt.
KS Magdeleine wünschte sich Schwestern, so beweglich und leicht wie Seifenblasen, bereit, dem Wehen des Hl. Geistes zu folgen. Vier Steirerinnen sind in unserer Gemeinschaft: KS Friederike lebt inzwischen in Linz. KS Katharina Ruth war für ihr Noviziatsjahr auf den Philippinen, kam dann nach München und verbringt gerade mit Mitschwestern aus der ganzen Welt eine Ausbildungszeit in unserem Generalsitz in Rom. KS Sabine
wurde letztes Jahr zur Verantwortlichen für unsere Region Deutschland/Österreich ernannt und musste Abschied nehmen von Graz. Sie lebt jetzt in Frankfurt. Und nach langen Jahren in Ungarn wurde KS Monika Greti 2017 in den Generalrat nach Rom gewählt.
Von Halle nach Graz
Auch ich überschritt im vergangenen September eine Grenze, wenn auch nur die zu meinem Nachbarland. Um die Grazer Gemeinschaft zu unterstützen, brach ich meine Zelte in Halle/D ab und siedelte hierher. Mit meinen zwei Mitschwestern wohne ich nun in einem Wohnblock mit 64 Wohneinheiten im Schönauviertel. Unsere Nachbarn kommen aus den verschiedensten Ländern, und wir sind froh über unsere vielfältigen Kontakte mit ihnen. Für mich war es ein großes Geschenk, in diese Beziehungen ganz einfach mit hineingenommen zu werden. KS Marianne Theresa ist bereits in Pension und nimmt sich viel Zeit, unsere Freundschaften vor Ort zu pflegen. KS Monika Miriam ist als Rote Nase (Clowndoctors) im Krankenhaus tätig. Ihr besonderer Einsatz gilt den Patient/innen auf der Wachkomastation. Ich selber arbeite im „Elisabethinischen Patientenservice“.
Nazaret
Wir haben keine außergewöhnliche Berufung, betonte KS Magdeleine oft, sondern die Berufung aller zur Menschwerdung. Und dafür ist uns unser je eigenes Nazaret gegeben. Ganz unterschiedlich, je nach Kontext, Kultur, politischer Lage. Mein „Nazaret“, mein Alltagort, in dem ich Gott finden und hoffentlich auch für andere erfahrbar machen darf, ist nun hier in Graz.
Kl. Schw. Myriam Johanna von Jesus
Näheres unter: www.kleineschwesternjesu.net
3 FRAGEN AN
Kleine Schwester Magdeleine von Jesus, Gründerin der Kleinen Schwestern Jesu
Was ist ein zentraler Aspekt der Spiritualität der Kleinen Schwestern?
Die Leidenschaft für die Einheit!
Versucht, trotz verschiedener Temperamente, Altersstufen, Nationalitäten liebevoll miteinander umzugehen und eine Kultur des Miteinanders zu pflegen.
Liebt ohne Hintergedanken.
Geht zu den Menschen nicht,
um sie zu bekehren, sondern
einzig und allein aus Freundschaft, um ihre Freuden und Leiden zu teilen, sie im Gebet vor Gott hinzutragen und mit ihnen zusammenzuleben.
Was bedeutet für dich „kontemplatives Leben mitten in der Welt“?
Mach aus deinem Alltag den Ort der Begegnung mit dem verborgenen und doch so nahen Gott.
Was sagst du auch uns heute?
Sei Zeugin und Zeuge der Zärtlichkeit Gottes, ein
Hoffnungsschimmer mitten
im Leid dieser Welt der Gewalt und des Unrechts.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.