SportsGeist | Teil 05
Immer schneller, höher, weiter – ist das sinnvoll?
Fußballstars, die sich vor dem Spiel bekreuzigen – Diego Maradona, argentinischer WM-Trainer, dürfte auch darin Weltspitze sein – oder nach einem Torschuss zum Himmel aufschauen, sind uns gut vertraute Bilder. Obwohl der Weltfußballverband religiöse Gesten ausdrücklich verboten hat, ließen sich in Südafrika viele nicht davon abhalten, ihrem Glauben auch bei der Aus- übung ihres Sports Ausdruck zu verleihen.
Gläubige Menschen sind im Spitzensport keine Seltenheit. Viele Sportler beschäftigen sich intensiv mit Spiritualität und Meditation. Der nordische Kombinierer Felix Gottwald, österreichischer Rekordhalter im Sammeln von Olympiamedaillen, gibt dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Der Fußballtrainer Frenkie Schinkels ist überzeugt: „Ohne Glauben geht gar nichts.“ Auch der Schiabfahrtsläufer Werner Franz sagte einmal: „Ein Spitzensportler kommt ohne Glauben nicht aus. Er muss wenigstens an sich selber glauben, um überhaupt in die Möglichkeit des Gewinnens zu gelangen.“ Wer nicht an einen Sieg glaubt, hat vor dem Start schon verloren.
Aber auch der im Sport so entscheidende Glaube an sich selbst, an die eigenen Fähigkeiten, an den Sieg oder eine herausragende Leistung braucht ein tieferes Fundament. Glaube meint ja nichts anderes als Vertrauen, und das hat seine Wurzel im Urvertrauen, im instinktiven Wissen, dass ich gehalten und geborgen bin im letzten Grund meines Daseins in der Welt, den wir als Christen Gott nennen.
Wie vertragen sich aber die Leistungsbezogenheit und die Konkurrenzsituation im Spitzensport mit Spiritualität? Ist das Prinzip „Immer schneller, immer höher, immer weiter“ ein sinnvolles und anstrebenswertes Ziel, das uns auch im Menschsein weiterbringt? Es gehört zum Wesen des Menschen, seine Grenzen auszuloten, vermeintlich Unmögliches zu schaffen. Darin streckt er sich nach Gott, dem Unendlichen aus. Dazu gehört auch das Umgehen-Lernen mit dem Scheitern, der Niederlage, wo wir zurückgeworfen werden auf unsere menschliche Endlichkeit und Begrenztheit. Das sind durchwegs spirituelle, die ganze Existenz berührende Erfahrungen.
Natürlich unterliegt der Spitzensport auch der Gefahr, seine eigenen Grenzen zu übertreten und dabei gerade das zu verlieren, was eben den Sport ausmacht. Auch wenn große wirtschaftliche, bisweilen auch politische Interessen damit verbunden sind, ist es wichtig, dass der Sport ein Spiel bleiben kann. Er muss sich diese Leichtigkeit und – bei aller Ernsthaftigkeit, mit der er betrieben wird – das Spielerische erhalten, muss innerhalb seiner klaren Regeln bleiben.
Der Gegner darf nicht zum Feind werden. Nur durch Respekt vor dem sportlichen Konkurrenten und Fairness wird man dem ganzen Menschen gerecht, dem man begegnet. Dessen unantastbare Würde gründet darin, dass Gottes Geist im menschlichen Körper wohnt. Wer die Gesundheit des anderen und die eigene – etwa durch Doping – gefährdet, verletzt diese Würde. Das Miteinander soll über dem Gegeneinander stehen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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