Religionslehrer mit Esprit | Teil 03
Größer als der Zweifel sollte das Vertrauen sein

 

Etwas mit Schülern umzusetzen, die in Gefahr sind, ausgegrenzt zu werden.“ Projekte dieser Art sind für Gregor Kristandl „eine Herzensangelegenheit“. Dem Pädagogen ist es ein Anliegen, Schüler zu unterstützen, die aufgrund ihres sozialen Backgrounds negativ selektiert werden. Dass man gerade in Knittelfeld an der Roseggerhauptschule öfter auf solche trifft, bleibt nicht aus. Bei einem Migranten-Anteil von 20 Prozent, wobei 10 Prozent Moslems sind, gibt es einiges zu tun. „Ich sehe meine Arbeit als Beitrag zur Friedenserziehung.“

Gemeinsam mit Schülern hat er jetzt mit einer Kunstaktion den laufenden Selektionsprozess zum Ausdruck gebracht. Ein drei mal drei Meter großes schwarzes Geviert aus Latten, schwarzem Stoff und Acryllack, „eine soziale Plastik“, bietet nur einen Eingang, Ausgänge aber drei. Das Los bestimmt nun, wer ein Glücksmensch wird. Dann bekommt man beim rechten Ausgang „Nimm 2“ geschenkt. Wer Pech hat, wird beim anderen zur Kasse gebeten – irgendwer muss ja das Glück finanzieren –, und wer gar die Liebe geschenkt bekommt, der wird am dritten Ausgang von den Schülern umarmt.

An Projekten wie diesem erkennt man Kristandls weit gefächerten Interessen. Zu seiner ursprünglichen Ausbildung als Religionslehrer hat der 54-Jährige auch die für Kunsterziehung gemacht, obwohl ihm am Anfang seiner Meinung nach die Begabung fehlte: „Ich kann gar nicht zeichnen“, meinte er damals, „aber die Auseinandersetzung mit der Kunst der Moderne hat mir so viel gebracht.“ Heute beschäftigt er sich mit Druckgrafik. „Der Umgang mit dem Feinen, bis es passt, das ist für mich ein Bild des Lebens.“

Ein großer Vorteil seines Berufes: „Im spirituellen Bereich bleibt man immer gleich jung.“ Für Jugendliche, erklärt er, wäre man ohnedies mit 30 schon uralt. So macht er sich immer noch mit seinen Schülern auf zu einer Selbstversorgerhütte, um in der Reduzierung der Geschwindigkeit, beim gemeinsamen Essen, Gehen, in der Stille, in Meditation den Zugang zum Religiösen zu suchen.

Daneben gibt es den Firmunterricht in der Pfarre Großlobming, wo Gregor Kristandl mit seiner Frau und seinen vier Kindern zu Hause ist. Es gibt wahrlich genug zu tun. Viel Schönes – den Garten, ohne den er nicht sein könnte, denn jetzt sind Kräuterschnäpse zum Ansetzen: Nüsse und Zitronenmelisse, ja es gibt genug zu tun…

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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