Wem schreibt Paulus seine Briefe? | Teil 03
Grenzüberschreitungen in gefährlicher Mission
In der Apostelgeschichte wird „das galatische Land“ zweimal genannt. Im 16. Kapitel durchreist es Paulus, als er versucht, nach Bithynien an der Schwarzmeerküste zu gelangen. Doch „der Geist Jesu“ hatte anderes mit ihm im Sinn und führte ihn zuerst nach Troas und dann durch eine nächtliche Vision nach Mazedonien. Im 18. Kapitel ist zu lesen, dass Paulus am Beginn seiner dritten Missionsreise von Antiochia aus durch Galatien nach Ephesus zurückgekehrt war.
Die Reise in das anatolische Hochland führt den Apostel über Gebirgspässe und durch unwirtliche Gegenden. Sie ist nicht nur gefährlich, weil dort Straßenräuber, Wölfe und Bären lauerten, sondern sie beansprucht ihn körperlich weit über seine Grenzen. Paulus erinnert die Galater, dass er „krank und schwach war“, als er zum ersten Mal bei ihnen angekommen ist (Gal 4,13). Womöglich holt er sich dort jene Krankheit, die ihn sein restliches Leben lang beeinträchtigen sollte.
Auch in der Verkündigung der Jesus-Botschaft führt Paulus diese Reise weit über die Grenzen ihrer bisherigen Verbreitung. Er betritt ganz neues Terrain. Erstmals gelingt ihm hier die Gründung von Heidengemeinden. Paulus warnt die Galater davor, sich wieder jenen Elementarmächten zu versklaven, die sie verehrten, bevor sie Gott kennen gelernt hatten (Gal 4,8-9).
Die Galater waren Zuwanderer, Fremde in ihrem Land. Ohne große Offenheit für Neues hätten sie es wohl nie bis dorthin geschafft und hätten sich in ihrer neuen Heimat auch nicht behaupten können. Sie zeigten Interesse für die griechische Kultur und Lebensweise, eine Bereitschaft, sich anzupassen und das Eigene mit Femdem zu kombinieren.
Solche Voraussetzungen sind ein Glücksfall für jemanden, der eine neue Lehre unters Volk bringen will. Und tatsächlich zeigt Paulus sich sehr erfreut darüber, wie freundlich und wohlwollend er in Galatien aufgenommen wurde. Aus Ephesus schreibt er den Galatern um das Jahr 55 den Brief, in dem er sie auffordert, sich von dem neuen Glauben nicht wieder abzuwenden, der ihnen Freiheit schenkt. Nicht das Gesetz des Alten Bundes bewirke diese Freiheit, sondern das Gesetz Christi, das durch den Geist zur Liebe befähigt, in der einer des anderen Last trägt.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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