Heute von Gott erzählen | Teil 10
Gott um seiner selbst willen

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lukas 10,27).Grafik: Ivan Steiger | Foto: Grafik: Ivan Steiger
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Das Nachdenken über Gott kann eine Gewissheit geben, die ihre eigenen Gründe hat.

Gott wird gebraucht, damit der Mensch Mensch werden und bleiben kann. Das ist die These, die Jan Roß in seinem Buch „Die Verteidigung des Menschen“ in mehreren Anläufen durchdenkt. Auch wenn es nicht verwerflich ist, über den Nutzen des Glaubens an Gott und seine positiven Konsequenzen nachzudenken, Gott bzw. unsere Vorstellungen von Gott dürfen nicht von unseren Kalkülen abhängig gemacht werden.

Glauben muss man aus dem einfachen Grund
So versteht man einen Gedanken des Schriftstellers Andrei Sinjawski, der in seinen Gedanken hinter Gittern zur Zeit der kommunistischen Herrschaft unter anderem notiert hat: „Glauben muss man nicht aus Tradition, nicht aus Todesfurcht, nicht auf jeden Fall, nicht deswegen, weil irgendjemand es befiehlt oder irgendetwas schreckt, nicht aus humanistischen Prinzipien, nicht, um erlöst zu werden, und nicht aus Originalität. Glauben muss man aus dem einfachen Grund, weil Gott existiert.“
In dieser kurzen Notiz löst Sinjawski den Glauben an Gott entschieden aus verschiedenen denkbaren Zusammenhängen, die den Glauben verständlich und einladend machen können. An ihre Stelle setzt er eine apodiktische Behauptung: Gott existiert – das sei der einzige Grund für den Glauben an ihn. Und genau das – nicht mehr, freilich auch nicht weniger – ist das alles entscheidende Thema des philosophischen Nachdenkens über Gott.

An Gott glauben, weil er existiert
Ja, das philosophische Nachdenken über Gott hat seinen Sinn. Und auch das Ernstnehmen aller möglichen Einwände, die gegen eine gläubige Überzeugung vorgebracht werden können. Auch die manchmal unanschaulichen philosophischen Argumente, die für Gott vorgebracht werden.
Aber wenn es um Gott geht, kann das philosophische Denken kein Monopol beanspruchen. Es kann auch – durch alles kritische Denken hindurch und über es hinaus – eine Gewissheit geben, die ihre eigenen Gründe hat und die man nicht als diskursunwilligen Fundamentalismus zurückweisen darf.
Dass nicht nur der Verstand, sondern auch das Herz seine Gründe hat, daran hat bekanntlich schon Blaise Pascal erinnert.
Natürlich darf das, was das Herz sagt, nicht im Widerspruch stehen zu dem, was die Vernunft als gesicherte Erkenntnis vorlegt. Aber es kann darüber hinausgehen. Und es hat dort seinen Platz, wo die sogenannten letzten Fragen nur mit einer Entscheidung beantwortet werden können. Auch dafür können Gründe genannt werden. Aber für den Entschiedenen wird klar sein: Er glaubt, weil Gott – Gott ist.

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lukas 10,27).Grafik: Ivan Steiger | Foto: Grafik: Ivan Steiger
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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