Mission hier und anderswo | Teil 2
Glaubhaft machen, dass sich Glaube lohnt

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Warum sind Sie Religionslehrerin geworden?
Ich bin nach Jahren in einem anderen Beruf, einer längeren Krankheitsphase und einem Umbruch in meinem Leben recht unsicher gewesen, was ich mit dem „Rest meines Lebens“ anfangen kann – mit 45 in Pension geschickt zu werden, war doch ein Einschnitt. Durch Gespräche mit einem Priester und Freunden ist in mir der Wunsch gewachsen, das zu tun, was mir am Herzen liegt: Ich habe die Ausbildung zur Religionslehrerin begonnen. Habe mit Begeisterung Neues gehört und gelesen, mir Vertrautes wieder zu eigen gemacht, und plötzlich war es so weit – ich absolvierte meine Defensio (Prüfung im Zusammenhang mit der Bachelor-Arbeit, Anm. d. Red.) und begann kurz darauf, all das, was mir am Herzen liegt, zu unterrichten. Ich bin mir sicher, dass durch meine Lebenserfahrung und meine drei mittlerweile erwachsenen Kinder der Einstieg in diesen Beruf – in diese Berufung – leichter war.

Was bedeutet der Begriff „Mission“ für Sie in Ihrem Beruf?
Ich stehe mit meinem ganzen Leben vor den Kindern und Jugendlichen, zeige Wege vor, erzähle lebendige Geschichten – das ist für mich die Bedeutung von „Mission“: Ich möchte glaubhaft machen, dass sich Glaube lohnt; dass es ein guter Weg ist, die gute Nachricht zu erzählen und vielleicht damit ein Samenkorn in junge Menschen zu legen, das wachsen kann. Nicht immer sofort, nicht immer gerade empor, manchmal versteckt, aber immer spürbar. Immer wieder gibt es Kinder, die die Religionsstunden zum Anlass nehmen, ein wenig Geborgenheit und Sicherheit zu fordern, die ihnen im Alltag fehlt – auch hier gilt: authentisch Verbundenheit spüren und zeigen – dann kann ein lautes Lachen der Erfolg dieser Stunde sein. Ein gutes Maß an Humor ist ganz wichtig im Unterricht!

ReligionslehrerInnen erhalten die sogenannte „missio canonica“ – eine kirchliche Beauftragung – wie verstehen Sie diese Sendung?
Die „missio canonica“, mit der wir vom Bischof gesendet werden, um in der Verkündigung tätig zu sein, ist für mich der Auftrag, gutes Vorbild zu sein, den Schülerinnen und Schülern wahrheitsgemäß meinen Glauben und mein damit Erlebtes zu zeigen. Nie würde ich allerdings meinen, dass ich „Glauben“ lehren kann – da können wir alle nur hineinwachsen, und meine Mission ist es, dabei zu unterstützen.

Wie ist es als Religionslehrerin in der Schule und im Kollegium?
Ich habe in verschiedenen Schulen unterschiedliche Zugänge zum Religionsunterricht erlebt und kann sagen: In den meisten Schulen wird der Religionsunterricht sehr positiv angenommen – sei es durch Unterstützung durch KlassenlehrerInnen und Direktion, durch Mitfeiern des Kollegiums bei religiösen Festen oder bei Krisenfällen in der Schule.

Ursula Koren BEd ist Religionslehrerin an der Volkschule Baiern in Graz.

Ursula Koren BEd ist Religionslehrerin an der Volkschule Baiern in Graz. | Foto: privat
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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