Kirche hilft | Teil 3
Gemeinsam einen Weg suchen

Die Caritas-Beratungsstelle zur Existenzsicherung (kurz BEX) hilft Menschen in finanziellen und sozialen Notlagen. Die langjährige Mitarbeiterin Brigitte Wrezounik berichtet aus ihrem Alltag.

Es ist eine schöne Tätigkeit, weil ich Menschen helfen kann, im Leben zurechtzukommen. Und nach mehr als zehn Jahren in der Beratung kann ich sagen: Es gibt auch in aussichtslos scheinenden Situationen eine Lösung, mit der zumindest eine Erleichterung möglich ist. Die Erfahrung hilft natürlich in vielerlei Hinsicht. Heute gelingt es mir schneller, hinter die Fassade zu schauen. Denn oft ist das, was mir die KlientInnen erzählen, nur ein punktuelles Problem.

Einsturzgefahr
Sie bitten zum Beispiel um Lebensmittelgutscheine. Im Gespräch zeigt sich dann aber, dass dahinter ein ganz anderes Thema liegt. Zuerst geht es scheinbar darum, dass eine Waschmaschine gekauft werden musste, durch die finanzielle Belastung hat sich ein Stromrückstand ergeben. Das heißt, die Familie ist in einer Situation, in der eine höhere Einzelausgabe das gesamte Gefüge einstürzen lässt.
Für die meisten meiner KlientInnen ist das Wichtigste an der Beratung, zu erleben, dass es jemanden gibt, die zuhört, die Sorgen ernst nimmt und hilft, eine Lösung zu finden; die mit mir gemeinsam den ersten Schritt macht und mich ein Stück auf einem schwierigen Weg begleitet. Die Menschen kommen ja meistens dann, wenn ein Problem schon zu einem großen Berg angewachsen ist, wo man selbst nicht mehr weiß: Wo kann ich überhaupt anfangen, um das zu bewältigen? Mit professioneller Distanz, mit meinem Blick von außen und auch mit meiner Erfahrung kann ich dann aber meist recht schnell einen Ansatzpunkt finden. Dann machen wir gemeinsam einen Plan und gehen ihn Schritt für Schritt an.

Vertrauen braucht Zeit
Was ich aktuell feststelle, ist, dass die Anfragen zunehmen. Und trotzdem ist es mir wichtig, mir für jeden die Zeit zu nehmen, die nötig ist. Es ist nicht leicht, in einer schwierigen Lebenslage vor einem fremden Menschen sein Leben auszubreiten. Vertrauen aufzubauen braucht Zeit. Und es gibt nicht „die typische Notlage“. Jede Familie, jeder Mensch ist anders, und auch wenn ich jemanden schon länger begleite, ändert sich die Situation immer wieder.

GUT ZU WISSEN

Die Beratungsstelle zur Existenzsicherung der Caritas ist steiermarkweit an 19 Standorten sowie online erreichbar. KlientInnen müssen sich zunächst an die jeweilige Pfarrcaritas wenden. Sie erhalten einen Erhebungsbogen und müssen ihre finanziellen Verhältnisse lückenlos offenlegen.

Notsituation überbrücken
Durch finanzielle Hilfe oder Gutscheine für Lebensmittel bzw. Kleidung etc. werden unmittelbare Notsituationen überbrückt. Gleichzeitig wird gemeinsam ein Weg gesucht, um die Situation dauerhaft zu stabilisieren. Die BeraterInnen helfen etwa, Ansprüche zu klären und durchzusetzen. Im Jahr 2022 wurden in 11.300 Beratungen mehr als 9800 Menschen in rund 4800 Haushalten unterstützt.

Kontakt:
Für allgemeine Fragen:
Montag bis Freitag, 8 bis 16 Uhr,
unter 0316 8015 300 bzw.
existenzsicherung@caritas-steiermark.at

Weitere Informationen, eine Übersicht über die Standorte und der Link zur Onlineberatung:
www.caritas-steiermark.at/existenzsicherung

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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