Arbeitsplatz Kirche | Teil 07
Gaby Gmeindl, Welthaus
Damit der Funke von den Gästen überspringt
Frauensegeln nennt die akademisch geprüfte Übersetzerin Gaby (Gabriele) Gmeindl als eines ihrer Hobbys. Wenn sie nicht mit einigen Frauen im Segelboot dem kroatischen Wind trotzt, stellt sie Apfelsaft her oder arbeitet im Garten in Hart-Purgstall nahe Graz. Ihr Mann Ing. Walter Gmeindl – er ist an der Technischen Universität beschäftigt – stammt von einem Bauernhof im Burgenland. Er sei „sehr schollegebunden“, meint die in Klagenfurt Aufgewachsene. Um ihn zu einer Reise nach Afrika zu „verzaren“, brauche sie ein Jahr, bis sie ihn „so weit habe“. Liebster gemeinsamer Urlaub sei Radfahren in Österreich. Da genießen beide, „in welcher Pracht und Fülle wir leben“.
Menschen, die nicht in dieser Fülle leben, widmet sich Gaby Gmeindl beruflich. Beim Welthaus der Diözese Graz-Seckau ist sie seit fast zehn Jahren unter anderem für die „Begegnung mit Gästen“ aus dem Süden verantwortlich, auch österreichweit. „Wenn Gäste da sind, bin ich für die Familie praktisch nicht vorhanden“, gesteht die Mutter von zwei Kindern. Die Projektpartner aus fremden Kulturen rasten aber bei ihr daheim, essen oder helfen bei der Apfelernte. Die Kinder Christina und David wirken bei den Besuchen mit und erleben so „Kirche mitten im Leben“. Diese aktive Kirche hatte die am 8. April 1962 Geborene bei den Salesianern in ihrer Heimatpfarre in Klagenfurt erfahren und mitgeprägt. Freundschaften von damals blühen bis heute.
Die Tochter einer Hausfrau und eines Technikers studierte in Graz Arabisch und Französisch. In Damaskus lernte sie ebenso wie in Tunis oder in Brüssel. Sie brachte Flüchtlingen aus dem Jugoslawienkrieg ehrenamtlich Deutsch bei. Es folgte der Universitätslehrgang „Deutsch als Fremdsprache“, und bald unterrichtete sie „Leute aus der ganzen Welt“. Offenheit hatte sie bereits als Studentin in Damaskus geübt. Gaby Gmeindl leitete in Graz eine Sprachschule und lernte Spanisch.
Leiterin der Bildungsabteilung ist eine weitere Welthaus-Aufgabe. Für eines der Programme erhält die diözesane Entwicklungsorganisation demnächst einen Preis der UNESCO. Als direkte Projektreferentin betreut die Mitarbeiterin schließlich den Senegal.
„Der Funke soll überspringen“, schwebt Gaby Gmeindl bei der Vorbereitung und Begleitung der anstrengenden einmonatigen Besuche von ausländischen Gästen in ganz Österreich vor. Sie versteht sich als Mittlerin, denn Beziehung und Einfühlung „stellen sich nicht von selber her“. Für ein „gewisses Gleichgewicht“ zwischen Arm und Reich dürfe sie arbeiten, aber sie traue sich das fast nicht zu sagen, denn „die Schere geht immer weiter auseinander“.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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