Arbeitsplatz Kirche | Teil 04
Franz Schuster, Pastoralassistent in Graz- St. Veit

 Ein kleiner Unternehmer im Auftrag Christi 

Beinahe wie ein Unternehmer „mit einem Glaubensauftrag von Christus her“ fühle er sich manchmal. In der Kirche als Theo­loge zu arbeiten bedeute „fast so etwas wie Selbstständig-Sein“. Ein breites Arbeitsfeld sei es, „wenn du mit offenen Augen und Ohren selber wahrnimmst, was zu tun ist“. So begeistert malt Mag. Franz Schuster seinen Arbeitsplatz, die Pfarre St. Veit in Graz.

Mit „offenen Augen“? Franz Schuster trägt eine orange Brille, um mehr Kontraste zu sehen. Offiziell ist er „schwer sehbehindert“, hat nur 15 Prozent Sehvermögen. „Ich muss mehr hören, welche Stimmung da ist“, erzählt er, „ich kann schwer erkennen, wie sie sich im Gesicht des Gegenüber widerspiegelt.“ Er fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und geht oft zu Fuß, er arbeitet viel daheim am Computer. „Schlimmer wäre, wenn ich keine Hände hätte und du mich füttern müsstest“, gesteht er.

Segeln blieb trotz allem Schusters Hobby. „Du spürst viel mehr, wo der Wind herkommt“, schildert der sehbehinderte „Skipper“, der Verantwortliche für das Segelboot.

Der Theologe arbeitete 18 Jahre als diplomierter Erzieher, ehe er im Pastoralamt der Diözese angestellt wurde. Zehn Jahre war er für die Pfarrgemeinderäte und den Diöze­sanrat zuständig. Bis heute holen ihn Pfarrgemeinderäte für eine Klausur. Nach einiger Zeit als pastoraler Regionalreferent für die Dekanate Voitsberg und Rein sah Schuster ein halbes Jahr „fast nichts“. Seit 2002 ist er in der Pfarre Graz-St. Veit tätig und wirkt vor allem in der dazu gehörenden Gemeinde Stattegg.

„Ich arbeite in der Kirche und für die Menschen“, nennt Franz Schuster als Berufsbezeichnung. Vor allem für die „Flügellahmen“ oder jene mit „gebrochenen Flügeln“ sei er da. Älteren Menschen zu hohen Geburtstagen zu gratulieren erlebt er als guten Anknüpfungspunkt für Gespräche. Er lädt Firmlinge ein, ihn zu den alten Menschen zu begleiten.

Der Pastoralassistent freut sich über die „Riesen-Jungschar“, über 50 Ministranten und 120 Sternsinger. Auf „Sakramentenwegen“ werden in St. Veit Kinder und die sie begleitenden Eltern ohne Stress zu Taufe, Erstkommunion und Firmung geführt. Ein „Versöhnungsweg“ soll einladen: „Gehen wir feiern. Du wirst sehen, deine Schuld wird gestrichen. Feiern heilt.“ Als der Theologe bei einem Vortrag darüber sprach, schrieb ihm eine Zuhörerin: „Einfach staunend, ehrfürchtig, wie zu Weihnachten, wie vom Christkind überrascht, stehe ich beglückt und reich beschenkt da. Ich bin gestärkt und wirklich froh und tief berührt. Danke für diese gelebte Fußwaschung. Ich habe gespürt: Der Mensch muss sich zuerst bedienen lassen, um geben zu können.“

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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