Vergiss dein nicht | Teil 1
Es braucht tragbare gesellschaftliche Lösungen
Langer Tag der Demenz. Gegen Tabuisierung und für Aufklärung.
Bereits jetzt kommen in Österreich auf 1000 Einwohner 15 Menschen mit Demenz, und diese Zahl wird sich bis 2050 voraussichtlich verdoppeln. Weltweit wird momentan von 50 Millionen Menschen ausgegangen, die an einer Form der Demenz erkrankt sind. Durchschnittlich erkrankt damit alle 17 Minuten ein Mensch an Demenz. Weitere Schätzungen gehen außerdem davon aus, dass rund ein Drittel der Erkrankten keine fachärztliche Diagnose hat.
Mehr Information und Forschung
Obwohl fast jeder Zweite einen Menschen mit Demenz kennt, glauben – laut einer internationalen Befragung von 70.000 Menschen aus 155 Ländern – zwei von drei Menschen und 62 Prozent der Ärzte, dass Demenz ein normaler Teil des Alterns ist. Die Studie zeigt auch, dass das Stigma rund um die Demenz Menschen davon abhält, nach Informationen, Beratung, Unterstützung und medizinischer Behandlung zu suchen, die Länge und Qualität ihres Lebens in dramatischer Weise verbessern könnten.
Alzheimer ist bisher noch nicht heilbar. Zwar gibt es Fortschritte in Diagnose und Prävention, aber die Medikamentenforschung steckt derzeit in einer Sackgasse, da große Pharmakonzerne aus der jahrelangen Forschung ausgestiegen sind. Bis die Krankheit besser erforscht ist, wird daran gearbeitet, den Ausbruch hinauszuzögern, den Verlauf zu verlangsamen und Symptome zu lindern.
Gut leben mit Demenz
Besonders Gemeinden und Städte stehen vor der großen Herausforderung, zukünftig einen integrativen Lebensraum zu schaffen, in dem Menschen mit Demenz so lange wie möglich am gesellschaftlichen Leben teilhaben und auch in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben können.
Gerade die letzten Monate haben gezeigt, wie schnell das Gesundheits- und Pflegesystem an seine Grenzen kommt und wie Menschen mit Demenz und die betreuenden Angehörigen dabei ohne die notwendige Unterstützung zurückbleiben. Es braucht tragbare gesellschaftliche Lösungen, die es ermöglichen, dass Menschen mit Demenz die notwendige Unterstützung erhalten, um ihre Selbstständigkeit möglichst lange aufrechterhalten zu können. Bei Verschlechterung der Krankheit ist dann Unterstützung im familiären Bereich vonnöten, damit Menschen mit Demenz möglichst lange zu Hause wohnen bleiben können.
Gegen Tabuisierung und für Aufklärung
„Vergiss dein nicht“ – Netzwerk Demenzhilfe setzt in Graz Projekte um, die über Demenz aufklären und gegen die Tabuisierung vorgehen, sodass Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sich in Graz wohlfühlen können. Der „Lange Tag der Demenz“ von Sonntag, 19. September, bis Dienstag, 21. September, bietet auch in diesem Jahr vielfältige Initiativen und Angebote für Betroffene und für ihre Angehörigen sowie für alle, die sich für dieses bedrängend aktuelle Thema interessieren. Näheres zum Programm unter www.vergissdeinnicht.net
Salz – Steirische Alzheimerhilfe
Für Angehörige von Menschen mit Demenz
Gerade das letzte Jahr hat uns allen gezeigt, wie wichtig der unmittelbare Kontakt mit Menschen ist, die man kennt und denen man vertraut – besonders für Menschen mit Demenz. Die Veränderungen und das oft unverständliche Verhalten des Menschen mit Demenz stellen jedoch eine große Herausforderung für Angehörige dar. Viele Menschen mit Demenz reagieren daher mit sozialem Rückzug.
Wissen über die Krankheit und der Austausch mit anderen Betroffenen sind aber wichtig, um rasch einen guten Umgang mit der Krankheit zu erlernen und allen Beteiligten den Alltag zu erleichtern.
Wir sind Angehörige, die selbst die Erfahrung gemacht haben, einen Menschen mit Demenz zu begleiten. Wir tauschen uns in gemütlichen Gesprächsrunden aus, geben Tipps weiter und machen uns gegenseitig Mut. Jede Gesprächsrunde beginnt mit einem kurzen Wissensinput über Themen, die bei einer Demenz-erkrankung sehr relevant sind. Danach hat jeder die Möglichkeit, so viel zu erzählen und zu fragen, wie er möchte.
Die Gesprächsrunden sind für alle Angehörigen kostenlos und unverbindlich. Es gibt regelmäßige Treffen in Graz, Leibnitz, Feldbach, Leoben, Voitsberg, Weiz, bald auch in Liezen und online. Termine und weitere Informationen finden Sie unter www.selbsthilfe-alzheimer.at oder telefonisch unter 0676/45 20 400
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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