Zeit für Kirche - Mein Ehrenamt | Teil 08
Einmal jemand ganz anderer sein
Immer den jugendlichen Liebhaber mag ich nicht spielen, die Lustigen sind mir lieber.“ Martin Harrer muss schmunzeln, wenn er seine Schauspielkarriere überblickt. Irgendwie ist sie ihm nämlich fast in die Wiege gelegt worden. Von den Eltern her, die beide Theater gespielt haben, ist er ziemlich „erblich vorbelastet“. In einem Bauernstück begann er als Bub mit seiner ersten Rolle. „So ein kleinen Piccolokellner war das damals“, erinnert er sich.
Der Leiter der Theatergruppe in der Grazer Pfarre Don Bosco geht auf in seinen unterschiedlichen Rollen: „Lampenfieber kenne ich nicht, und die Atmosphäre bei uns ist toll.“ Die Räumlichkeiten sind wie ein kleines Theatercafé mit Tischen, wo die Besucher während der Darbietung auch Brötchen genießen können. Zwei Stücke pro Jahr sind geplant. Die sechs Frühlingsvorführungen von „Die Ledigensteuer“ waren heuer wieder ein Erfolg. „Es waren an die 800 Leute hier. Daran, wie gern sie zu uns kommen, kann man schon erkennen, dass das, was man macht, gut ist“, erklärt Martin Harrer zufrieden. Mit seinem Angebot kommt er gut an, seine Stückauswahl geht meistens in die lustige Richtung, „weil die Leute lachen wollen“. Bäuerliche Stücke, Boulevardkomödien, Krimis, „wir haben auch schon Agatha Christie gespielt“.
Der 40-jährige Programmierer genießt die Rollenvielfalt seines Lebens. Sie weitet sich auch auf andere Bereiche der Pfarrarbeit aus. Schon die dritte Periode sitzt er im Pfarrgemeinderat und hat seit vergangenem September auch die Rolle des Vorsitzenden übernommen. Pastorale Bereiche sind eine weitere Herausforderung und ein Anliegen für ihn. Die Ausbildung als Kommunionhelfer, zum Exerzitienbegleiter und auch die zum Wortgottesdienstleiter bieten in Zukunft die Möglichkeit, sich noch mehr zu engagieren. „Wir bieten Meditationen an und möchten nun auch verstärkt Andachten und Anbetungen gestalten.“
Schön dabei, dass von den Menschen immer etwas zurückkommt. „Das sind für mich wirklich Geschenke.“ Etwa beim Emmausabend, der vor kurzem auf dem Programm stand. „Gespräche über den Glauben finden in einem geschützten Raum statt, wo keiner Angst zu haben braucht, dass etwas hinausgeht.“ Dort ist es Menschen möglich, sich zu öffnen. Besonders wichtig in der heutigen Zeit. „Wir würden das auch für uns allein machen, schon das Vorbereiten, das Zusammensitzen und Gestalten tut uns selbst gut.“
Die Entscheidung für das nächste Stück ist gefallen, im Herbst soll es noch einmal ein Bauernstück werden. Jetzt kommt erst einmal die Leseprobe. Die Proben sind dann in weiterer Folge schon zwei- bis dreimal in der Woche. „Das Theaterspielen ist zeitaufwändig, gegen Ende hin ist es sehr intensiv“, zieht Martin Harrer Bilanz. Aber die Planung läuft ununterbrochen weiter, im nächsten Frühjahr kann sich das Publikum auf einen Krimi freuen.
Gisela Remler
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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