Ordensleben in der Steiermark | Teil 21
Eine steirische Schwester als Geschenk
In der Steiermark hatte die Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau von China zuallererst ihr Gesicht, ihre Hände, ihre tatkräftige Energie: Sr. Antonitta Fink aus Gossendorf bei Feldbach.
Als junge Kreuzschwester war sie 1959 nach Taiwan gekommen. Dort im Ordenshaus war einmal die Oberin der Schwestern Unserer Lieben Frau von China zu Gast. „Ihr habt so viele Schwestern, könnt ihr uns nicht eine schenken“, soll sie – vielleicht nur halb im Scherz – gesagt haben. Besonders eine Deutsch sprechende Schwester wäre nämlich als Mitarbeiterin des Ordensgründers Kardinal Tien Ken-sin, der Kontakte nach Deutschland und Österreich hatte und damals schon in Taiwan lebte, sehr willkommen gewesen. Tatsächlich wurde die Steirerin Sr. Antonitta zum „Geschenk“, mit dem Einverständnis ihrer Oberin wechselte sie die Gemeinschaft.
Unter schwierigen Bedingungen haben die Schwestern in China gelebt. Für unsere abgesicherten katholischen Ohren klingt abenteuerlich, was Sr. Agnes Li in der Grazer Elisabethstraße erzählt: Von den drei Ordensfrauen, die jahrzehntelang getrennt von ihren Mitschwestern in China geblieben waren. Die dort treu ihr Gemeinschaftsleben im Verborgenen weiter lebten und ihre Arbeit für die Menschen weiter getan haben. Die Tag für Tag darauf achteten, dass die Fäden nicht reißen, die sie mit der Tradition der weltweiten Religionsgemeinschaft verbanden, für die sie sich entschieden hatten.
Die Gemeinschaft wusste lange Zeit nicht um den Aufenthaltsort der drei „verlorenen“ Schwestern, es gab keinen Kontakt. In Sr. Antonitta haben diese dann 1979 eine mutige Helferin bekommen. Mit dem Auftrag, sie zu suchen, reiste die Steirerin nach China – mit Erfolg. Immer wieder war Sr. Antonitta in den folgenden 15 Jahren zwischen Taiwan, Österreich und China unterwegs. In Österreich warb sie um Unterstützung, besorgte mit dem Spendengeld in Taiwan, was die christlichen Gemeinden zum Leben brauchten: Kleidung, Fahrräder, Bibeln und Messbücher in chinesischer Sprache, Rosenkränze. Und brachte es nach China. Sr. Agnes erzählt von einer älteren Mitschwester, die noch immer einen warmen Mantel trägt, den sie damals von Sr. Antonitta bekommen hat. Den Sonntagsblatt-Lesern der 60er-Jahre sind vielleicht deren Aufrufe während der Heimatbesuche in Erinnerung, auf österreichische Unterstützung konnte die Gemeinschaft zählen. Und Sr. Antonitta konnte Autofahren, was in Taiwan für Erledigungen, aber auch Rettungsfahrten in medizinischen Notfällen nützlich war.
Seit 1979 gibt es die Niederlassung in Graz als Standort für die medizinische, theologische oder religionspädagogische Ausbildung asiatischer Schwestern. Auch Sr. Agnes hat hier an der Religionspädagogischen Akademie und später an der Theologischen Fakultät studiert. Jetzt betreut sie in der Wohnung der Gemeinschaft Sr. Antonitta, die nun im Alter deutlich leiser treten muss. „Sie war immer für andere da“, erzählt Sr. Agnes, „jahrelang hat sie kranke und alte Menschen gepflegt, sie hat Studierenden aus Taiwan und China geholfen und ehrenamtlich bei der Fremdenpolizei für Flüchtlinge gedolmetscht, sie hat angepackt, wo sie gesehen hat, dass es nötig war.“ Mit unglaublich ausdauernder Energie und viel Humor. „Mit ihr konnte man auch lachen, bis der Bauch wehtat.“
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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