Bei uns daheim | Teil 07
Eine Schweizerin im Kirchenchor
Ich wollte einfach irgendwo Wurzeln schlagen
Damals habe ich nur weg wollen, aber heute überkommt mich schon oft die Sehnsucht, schließlich bin ich dort aufgewachsen.“ Auf einer Hochzeit, zu der sie spontan eingeladen war, lernte die junge Schweizerin Ralf Gregory aus der Steiermark kennen, der damals ihr Tischnachbar war. Eine reine Zufallsbekanntschaft mit langjährigen Folgen. 1996 heirateten die beiden in Feldkirch und zogen danach in die Oststeiermark, da ihr Mann in Hartberg als Betriebsberater arbeitete. Von 2002 bis 2010 lebten sie in Winzendorf. Schon dort begann sie mit Begeisterung ihr Lieblingshobby, das Singen, zu pflegen.
„Die Oststeirer waren wirklich sehr nett und neugierig.“ Es herrschte ein natürliches Interesse für sie als Schweizerin und vielleicht auch für ein Land, das für die meisten Österreicher doch recht exotisch ist. Schwierig war es oft, Kinderbetreuung zu organisieren, „wenn keine Oma in der Nähe ist“. Aber es gelang ihr, ein Netzwerk aufzubauen, von dem sie sehr viel an Unterstützung erhielt. Einen Baugrund bekamen Iris und Ralf Gregory in Wörschach von seinen Eltern, und so kam es, dass sie sich letztlich dauerhaft in der Obersteiermark niederließen. „Ich wollte dann einfach irgendwo Wurzeln schlagen.“
Sehnsuchtsfragen. Die Heimat bleibe trotzdem eine Heimat, und man habe eben manchmal Sehnsucht danach. Dieses Gefühl würde sich im Alter noch verstärken. Vielleicht auch, weil man sentimentaler werde. Man bleibe letztlich irgendwo gespalten, und es fehle eben immer irgendwas. An einen besonders wehmütigen Moment erinnert sie sich: „Die Schweiz war dann auf einmal so weit weg.“
Von der Art her sei der Schweizer nicht so spontan, nicht so flexibel, sondern einfach genauer. Ein „Schauen wir mal“ gibt es dort nicht, meint sie lachend. In Österreich werden gewisse Dinge insgesamt schon lockerer genommen. Der Schweizer wisse genau, dass es um Eigenverantwortung geht, und nimmt sie auch stärker wahr als der Österreicher. „Die Schweiz ist ein kleines Land, wo zum Beispiel der öffentliche Verkehr perfekt organisiert ist, sodass man wirklich überall hinkommen kann.“ Etwas, was die heute 47-Jährige im Vergleich dazu in Österreich sehr mühsam findet.
Lebenswelten. Was unterscheidet eigentlich die beiden Länder? Die vielen Abstimmungen, das Schweizer Rechtssystem vermisst Iris Gregory hier. Die Möglichkeit, immer mitentscheiden und Verantwortung mittragen zu können, ermögliche einfach eine ganz andere Art der Beteiligung. In Österreich herrsche eine politische Kultur, wo sich der einzelne Mensch nicht so einbringen könne und vielleicht auch gar nicht wolle. Vorteilhaft sei in Österreich das Sozialsystem, das es Müttern eben ermögliche, länger bei den Kindern zu Hause zu bleiben. Eine Freude für die Mutter von drei Töchtern: Victoria (18), Cornelia (17) und Patricia (14). Die fühlen sich natürlich als Steirerinnen. Seit 2014 geht sie jetzt wieder ihrem angestammten Beruf nach und arbeitet in Liezen als Verkäuferin in einem Schmuck- und Uhrenhandelsgeschäft.
Heimat und Singen. Heimatlich ist es natürlich dort, „wo meine Familie ist“. Verstärkt habe sich dieses Gefühl, seit ihre Mutter in die Steiermark gezogen ist. „Ich bin ein Familienmensch und ein Landmensch.“
„Es ist mir sehr wichtig, beim Gottesdienst zu singen. Musik ist befreiend für die Seelen.“ Wenn man einen Kirchenraum mit Musik ausfüllen könne, sei das unglaublich schön. „Wenn wir etwa bei einer Firmung singen, ist das sehr berührend. Musik öffnet die Herzen.“ Der Singkreis Stainach biete ihr auch die Möglichkeit, Gemeinschaft und Kontakte zu pflegen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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