Seelsorgeräume vorgestellt | SR Graz-Südost
Die Mitte ist Jesus
Der Seelsorgeraum Graz-Südost war einer der drei Pilotseelsorgeräume der Diözese. Er vereint sieben pfarrliche Gemeinden im Grazer Stadtgebiet und darüber hinaus.
INTERVIEW
- Ihren SR-Raum aus der Luft betrachtet: Was sticht sofort ins Auge? Stefan Ulz, Seelsorgeraum-Leiter: Der SR Graz-Südost ist einer der sechs Seelsorgeräume in der Region Graz und umfasst die beiden Grazer Stadtbezirke St. Peter und Liebenau. Mit der Mur als Grenze im Westen erstreckt er sich auch an den Rand der Stadt und hinein ins Ländliche hinauf nach Hohenrain mit der Rupertikirche, nach Südosten in die (Katastral-)Gemeinden Raaba (Messendorf), Thondorf (St. Christoph), Hart bei Graz und Laßnitzhöhe (Autal). Dadurch ist eine große Buntheit und Vielfalt gegeben, was sich auch in den sieben pfarrlichen Gemeinden widerspiegelt. Zwischen dem Einkaufszentrum Murpark, großen Betrieben (Magna, Knapp u. a. m.), mehreren Schulen, Pfarr- und anderen Kindergärten, Häusern für SeniorInnen und einer wachsenden Zahl von Wohnblöcken sind unsere sieben Kirchen und Pfarrzentren für viele Menschen Orte der Begegnung sowie der Feier und Vertiefung des Glaubens. Seit Beginn des Seelsorgeraums wird das Netz der Beziehungen untereinander und auf verschiedenen Ebenen immer dichter und fester geknüpft, wodurch die Mobilität der Menschen unter den Gemeinden nach und nach größer wird und der größere Raum als Bereicherung erlebt wird.
- Wie war der Prozess der Seelsorgeraum-Werdung? Veronika Reuscher, Handlungsbevollmächtigte für Pastoral: Als Pilotseelsorgeraum begann die Steuergruppe bereits im Jahr 2018 zu arbeiten. Im September 2019 wurde der Seelsorgeraum mit dem Startfest etabliert. Das gemeinsame Startfest war ein erster wichtiger Schritt in Richtung Seelsorgeraum, an welchem erstmals das Miteinander-gesendet-Werden und das gemeinsame Feiern sichtbar wurden. Mit der Gründung des Seelsorgeraumrates (Pastoralrat) war der nächste wichtige Grundstein gelegt. Nun trifft sich der Seelsorgeraumrat mit Vertretern für spezielle Fachthemen aus allen Gemeinden dreimal jährlich, um Gemeinsames zu erarbeiten und Ziele zu beschließen. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Entwicklung und Einführung des Pastoralplans. Dabei war es uns wichtig, synodal mit allen Gremien des Seelsorgeraumes zu arbeiten, damit jede Gemeinde das Ihrige dazu beitragen kann. Die Präsentation des Pastoralplans war der Startschuss für die gemeinsame Arbeit damit. Durch die Umsetzung der zusammen erarbeiteten und beschlossenen Maßnahmen ist ein weiterer gemeinsamer Weg vorgelegt.
- Was sind (oder waren) die größten Herausforderungen in der Verwaltung im SR?Gerlinde Rohrer-Schneebacher, Handlungsbevollmächtigte für Verwaltung: Die Aufgabe der Pfarrverwaltung ist es, die organisatorischen Rahmenbedingungen im Sinne von Infrastruktur und verwaltungstechnischen Abläufen zu schaffen. Die größte Herausforderung sehe ich darin, dass die Verwaltung für den gesamten Seelsorgeraum so zu organisieren ist, dass sie möglichst für alle Pfarrbewohner*innen und Mitarbeiter*innen passt und gleichzeitig die Bedürfnisse der einzelnen Pfarrgemeinden abdeckt. Eine weitere Herausforderung ist es, am Laufenden zu bleiben. Es werden immer wieder neue Programme eingespielt, eine ständige Lernbereitschaft wird von den Mitarbeiter*innen erwartet. Die Art der Kommunikation mit Pfarrbewohnern hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Kamen früher Brautpaare, FirmkandidatInnen oder Familien der Täuflinge noch persönlich in die Pfarrkanzlei um ihre Dokumente abzugeben, wird das heute hauptsächlich elektronisch erledigt. Die Sekretärin muss diese Arbeiten nicht mehr in der jeweiligen Pfarre vor Ort erledigen. Eine Entscheidung darüber, eine zentrale Stelle einzurichten und trotzdem noch Präsenz vor Ort anbieten zu können ist ebenfalls sehr herausfordernd.
- Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte in eurem SR und wie war der Weg dorthin? Stefan Ulz, Seelsorgeraumleiter: Unser Seelsorgeraumlogo, das wir nach der inhaltlichen Erarbeitung des Pastoralplans von unserem Teammitglied Mateja Pejic entwickeln ließen, drückt unsere Sendung sehr gut aus: die Mitte ist Jesus Christus, dem wir in all unserem Tun Raum zu geben versuchen. Von Ihm aus weisen die sieben verschiedenfarbigen Balken, die jeweils für eine der Gemeinden stehen, in alle Windrichtungen. Dies steht symbolisch für unser biblisches Motto „Er sandte sie aus“ (Mk 6,7). Wir fühlen uns von Christus als unserer Mitte zu den Menschen in unserem Seelsorgeraum ausgesandt, um Seine erlösende Liebe zu bezeugen. Alle Balken bilden zudem die Form eines Kreuzes, dem Ur-Logo unseres christlichen Glaubens. Die inhaltlichen Schwerpunkte haben wir versucht, in einem mehrjährigen synodalen Prozess zu erarbeiten, an dem sich alle haupt- und ehrenamtlich Engagierten wie auch alle daran Interessierten beteiligen konnten. Wir haben in unseren Gemeinden verschiedene Charismen, Talente und Aktivitäten, die wir versuchen, für möglichst viele Menschen fruchtbar werden zu lassen, damit sie bei dem reichhaltigen Angebot das finden können, was für ihren persönlichen Glaubens- und Lebensweg hilfreich ist.
- Gibt es Pfarrgrenzen übergreifende Angebote und wie werden sie angenommen bzw. getragen? Veronika Reuscher, Handlungsbevollmächtigte für Pastoral: In unserem Pastoralplan haben wir viele Maßnahmen in den uns wichtigen Themenfeldern gesammelt, welche wir in den nächsten Jahren umsetzen möchten. Einige sind bereits angelaufen, andere sind in Planung. Ein gelungenes Projekt ist der Besuchsdienst, welcher im ganzen Seelsorgeraum angeboten wird. Eine Schulung von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen erfolgte bereits, eine zweite ist im Herbst geplant. Eine weitere Ausbildung zu Gesprächen am „Plauderbankerl“ ist im Frühling geplant. Dies ist ein Gesprächsangebot für einsame Menschen – rotierend in den verschiedenen Pfarren. Wichtig ist uns auch, den Menschen die Angebote der verschiedenen Pfarren gesammelt für einen Bereich anzubieten. Es gibt einen eigenen Folder für das Angebotsspektrum für Familien und Kinder im Seelsorgeraum. Eine Grundlage für die Schaffung von gemeinsamen Angeboten ist das Vernetzen verschiedener Personen zu verschiedenen Fachthemen. So herrscht reger Austausch unter den Musikern, den Religionslehrerinnen oder dem Team Nächstenliebe. Ziel dabei ist immer, Menschen in allen Pfarren anzusprechen bzw. eine breite Palette zu schaffen und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Weitere Pläne sind derzeit in Bearbeitung, wie z. B. die Schaffung einer Gedenkstätte für Sternenkinder am Ortsfriedhof St. Peter, die für alle Menschen im Seelsorgeraum gelten soll.
- Wo ist Neues entstanden bzw. gerade im Entstehen? Gerlinde Rohrer-Schneebacher, Handlungsbevollmächtigte für Verwaltung: Die Verwaltung und Präsenz der Pfarrkanzleien im Seelsorgeraum wurden neu organisiert. Unsere MitarbeiterInnen kennen sich in jeder Pfarre aus. In unserem Seelsorgeraum gibt es sowohl eine örtliche als auch eine inhaltliche Zuständigkeit. Zum einen wird dadurch die Erreichbarkeit sichergestellt. So werden Kanzleiöffnungszeiten und geplante Abwesenheiten aufeinander abgestimmt. Zum anderen werden durch eine gemeinsame Logistik Synergien genutzt. Ein gemeinsam genutzter Kalender wurde gleich zu Beginn der Zusammenarbeit eingeführt. Dieser Kalender schafft einen Überblick über Aktivitäten im Seelsorgeraum, sowie über räumliche Kapazitäten für interne oder externe Veranstaltungen.
Durch unseren Seelsorgeraumrat ist eine gute Zusammenschau möglich. Pfarr-übergreifende Gruppen mit Ehrenamtlichen gibt es bereits in einigen Bereichen. Ein Beispiel ist das Zusammenspiel mit der Stadt Graz für bestimmte Notfallsituationen („Blackout“), wo die Pfarre St. Peter eine von mehreren Anlaufstationen im Stadtgebiet ist. Die Mitglieder dieser „Blackout-Gruppe“ stammen aus verschiedenen Pfarren des Seelsorgeraums – auch hier wird Zusammenarbeiten gelebt.
BLICKPUNKTE
Ort der Begegnung - das BeGS in Graz-Süd strahlt aus.
Eine Besonderheit im SR stellt das BeGs Begegnungszentrum Graz Südost dar. Es zeichnet sich durch seine vielfältigen Begegnungsangebote aus, die sich nicht an eine bestimmte Zielgruppe alleine richten.
Das BeGS ist ein Ort der Freude, der Begegnung, der Themen und Fragen von Menschen. Eine wichtige Säule sind die Lerncenter, in welchen Kinder an drei Tagen in der Woche Unterstützung beim Lernen bekommen und sozialen Anschluss finden können. Deutschkurse mit Kinderbetreuung tragen zum Erlernen der deutschen Sprache bei. Kooperationen mit Studentinnen und Menschen mit Beeinträchtigungen sind Mentoring Projekte zum späteren Weiterlernen. Über viele weitere Projekte angeboten kann auf der Homepage
(begs.at) nachgelesen werden. Ausgehend von der Pfarre Graz-Süd, in welcher das Büro angesiedelt ist, entwickelten sich weitere Angebote in den Pfarren St. Peter und Graz-Liebenau. Das BeGS ist mit seiner Vielfalt und seiner Zusammenarbeit mit uns im Sinne des Seelsorgeraums ein „Kirchort im Seelsorgeraum“.
Das Seelsorgeraumblatt „Pfarrpost Graz-Südost“ wurde im letzten Jahr entwickelt und geht nun in die dritte Ausgabe. Damit wurden die Pfarrblätter von St. Peter und „Wir drei in Liebenau“ verbunden. Das trägt zu einer weiteren Gemeinsamkeit im Seelsorgeraum bei. Auch online auf graz-suedost.at zu lesen!
Ein Segenstor für den Seelsorgeraum, gefertigt aus Holz und Karton von Josef Pichler, wurde beim Mitarbeiter-Dankefest 2023 eingeweiht und steht allen Kindergärten, Schulen und Pfarren im SR zur Verfügung. Das Segenstor lädt ein, es bewusst zu durchschreiten und sich einen Segen – vielleicht auch für eine bestimmte Zeit – mitzunehmen.
„Ein Pastoralplan“ wurde am 15. November 2023 öffentlich präsentiert – der Startschuss, die verschriftlichten Ideen umzusetzen. Der Titel lautet bewusst „Ein Pastoralplan“, nicht einfach „Pastoralplan“ oder „Der Pastoralplan“ – in der Offenheit, die eigenen Pläne von Gott durchkreuzen zu lassen.
ZAHLEN UND FAKTEN
Folgende sieben pfarrlichen Gemeinden gehören zum Seelsorgeraum Graz-Südost: Pfarre Graz-Liebenau, Pfarre Graz-St. Christoph in Thondorf, Pfarre Graz-St. Peter, Pfarre Graz-Süd, Seelsorgestelle Graz-Hohenrain,
Stationskaplanei Autal und Stationskaplanei Graz-Messendorf.
Jede der sieben pfarrlichen Gemeinden hat ein oder zwei eigene hauptamtliche Ansprechpersonen. Die hauptamtlichen MitarbeiterInnen – Priester und PastoralreferentInnen – teilen sich die Pfarrverantwortungen wie folgt auf:
- Pfarre Graz-Liebenau: Giovanni Risaliti und Miroslawa Bardakji
- Pfarre Graz-St. Christoph in Thondorf: Stefan Meißl
- Pfarre Graz-St. Peter: Stefan Ulz und Veronika Reuscher
- Pfarre Graz-Süd: Elke Koch
- Seelsorgestelle Graz-Hohenrain: P. Leo Thenner
- Stationskaplanei Autal: Niklas Müller
- Stationskaplanei Messendorf: P. Josef Altenburger und P. Moses Otii
Im SR Graz-Südost leben 51.690 Menschen. Davon gehören 24.379 Menschen der katholischen Kirche an, das sind 47 % der Gesamtbevölkerung (Stand 2022).
KONTAKT
sr.graz-suedost@graz-seckau.at
▶ www.graz-suedost.at
Facebook: www.facebook.com/Seelsorgeraum.grazsuedost
LOGO
Die Mitte ist frei für Christus. Um diese helle Mitte sind die sieben pfarrlichen Gemeinden in Kreuzform angeordnet – jede Gemeinde in einer Farbe, die Länge je nach Anteil am SR. „Er sandte sie aus“ (Mk 6,7) ist das SR-Motto.
Redaktion: Katharina Grager
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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