Die Bergpredigt | Teil 2
Die Bergpredigt Jesu als Weg zum Frieden
Was Jesus mit Frieden meint, lässt sich in den Begriffen Feindesliebe, Gewaltlosigkeit und Bereitschaft zur Versöhnung beschreiben.
Die Bergpredigt ist im Matthäusevangelium eingebettet in die Verkündigung Jesu vom Reich Gottes. Was Jesus mit Worten lehrt, wird durch seine Taten, aber noch vielmehr durch seinen Lebensweg erklärt. Gegen die Erwartung vieler setzt Jesus das Reich Gottes nicht durch Gewalt durch. Er setzt auf Gewaltlosigkeit und Gerechtigkeit. Das lehrt er in der Bergpredigt, in den Gleichnissen, und das zeigt sein ganzes Leben bis zur freiwilligen Übernahme des Todes.
Die Seligpreisungen
In der dritten Seligpreisung („Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.“ Mt 5,5) ist die Übersetzung des zentralen Begriffs praeis nicht ganz eindeutig. Die Bedeutungen reichen von sanftmütig und mild bis hin zu ohnmächtig oder machtlos, auch mit freundlich und liebenswürdig lässt sich praeis übersetzen. Jesus sagt: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele“ (Mt 11,2). Beim Einzug Jesu in Jerusalem (Mt 21,5) wird er als König beschrieben, der sanftmütig ist und auf dem Fohlen einer Eselin reitet. In beiden Stellen geht es um Kontrast zu weltlicher Herrschaftsausübung. Jesu Beispiel folgend, werden Gewaltlosigkeit und Sanftmut auch seine NachfolgerInnen kennzeichnen.
Die siebte Seligpreisung handelt von denen, die Frieden stiften. Im Griechischen heißt das Wort eirenepoios, wörtlich Friedensmacher. Jesus geht es um eine aktive Haltung, die sich tatkräftig um den Frieden bemüht. Eine innere Haltung der Friedfertigkeit zeigt sich dann im konkreten Tun im Alltag. Die Friedensstifter werden in der Seligpreisung Kinder Gottes genannt: Sie folgen Jesus auf seinem Weg des Friedens nach und richten sich ganz auf Gott hin aus.
Die Antithesen
In den Antithesen führt Jesus dann aus, wie sich der Weg zum Frieden gestalten lässt. Versöhnungsbereitschaft, faires Verhalten in der Ehe, eine offene Kommunikation und Gewaltverzicht angesichts von erlittenem Unrecht gipfeln in der Aufforderung zur Feindesliebe. In Mt 5,44f heißt es: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten.“ Im Feind den Menschen zu sehen: Das ist es, was Jesus von uns erwartet. Es ist der erste Schritt auf dem Weg, eine negative Situation zu verändern, der getragen ist von der Hoffnung, das auch der oder die andere zur Veränderung bereit ist.
Das Leben nach der Bergpredigt braucht Mut und bleibt ein Wagnis. Jesus weiß, dass er viel verlangt, wenn er von seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern Gewaltverzicht fordert; nur im Vertrauen auf Gott, wie es im Vaterunser zum Ausdruck kommt, ist dieser Weg möglich.
PERSÖNLICH
Mag. Karin Hintersteiner ist Theologin im Ressort Erwachsenenbildung der Diözese St. Pölten und Geschäftsführerin der Fastenaktion.
Was bedeutet Ihnen die Bergpredigt?
Mir ist die Bergpredigt Leitfaden in meiner Arbeit bei der Fasten-aktion. In der internationalen Zusammenarbeit geht es darum, Menschen ein lebenswürdiges Leben zu ermöglichen. Dabei ist der gewaltlose Zugang zu anderen Menschen und auch zur Natur zentral, denn nur so kann Gerechtigkeit und schließlich Frieden erreicht werden. Die Bergpredigt leugnet nicht, dass es Probleme, Gewalt und Feindschaft gibt. Sie lädt uns aber ein, nach gewaltfreien Zugängen zu ihrer Überwindung zu suchen.
Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Friede, wie ihn die Bibel versteht, ist mehr als der Verzicht auf Gewalt. Zum Frieden gehören gerechte Verhältnisse, Wohlergehen und Sicherheit. Besonders schön finde ich den Gedanken, dass mit jemandem Frieden zu schließen auch die Wiedergutmachung beinhaltet.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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