Arbeitsplatz Kirche | Teil 10
Adelheid Trummer, Mesnerin in Altaussee

Durch „Trüfeln“ kommen die Leute zusammen

Sie heißt Adelheid, aber „jeder“ kennt sie als „Adi“, die Mesnerin von Altaussee. Sie wohnt vis-à-vis der Kirche. Bei der Pflege ihrer vielen Blumen vor dem Haus kommt sie „zwangsläufig“ mit den Spaziergängern zum Altausseer See ins Gespräch. „Trüfeln“, wie Ausseer zum Plaudern sagen, mag sie. „Ich bin halt sehr kommunikativ und verquatsche viel Zeit“, meint Adi Trummer.

Ihre beiden Söhne, die noch zeitweilig bei ihr wohnen, waren Ministranten und sind Organisten. So war die Hausfrau in die Kirche eingebunden. Sie ist auch Lektorin und geht Caritas-Sammeln.

Als 1995 die frühere Mesnerin durch einen Schlaganfall „von heute auf morgen weg“ von ihrer Arbeit war, sprang Adi Trummer ein. Der Pfarrer war gerade auf Urlaub. Die Nachbarin hatte ohnehin die Kirchenschlüssel und kannte sich im Gotteshaus aus. So sei sie „hängen geblieben“, erinnert sich die Mesnerin.

„Die richtige Lesung aufschlagen“ gehöre zu ihren Aufgaben, schildert Adelheid Trummer. Kelch, Hostien, Wein und Wasser seien herzurichten. Im liturgischen „Direktorium“ mit den jeweiligen Messtexten suche sie den entsprechenden Tag. Sie helfe dem Priester fallweise beim Anziehen des Messkleides. Die Gottesdienste seien sonntags um 11 und vierzehntäglich freitags um 18 Uhr. Dazu kommen im Sommer fast jeden Samstag Hochzeiten oder Taufen. Die Pfarrkanzlei werde im Pfarr-hof Bad Aussee geführt, so könne sie in Altaussee „schalten und walten“, schmunzelt Adi Trummer. Die Mesnerin, die im Kirchenchor mitsingt, schaut auch auf den Blumenschmuck und die Kirchenreinigung.

Geboren am 17. Oktober 1940 in Altaussee, erlebte Adi trotz Kriegszeit eine glückliche Kindheit. Die Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft und eine Spenglerei, doch der Vater starb 1945 im Lazarett. Die Mutter sei mit vier Kindern allein gewesen und habe das „bravourös gemeistert“, staunt Adi.

Die Mesnerin schloss eine kaufmännische Lehre ab und heiratete 1969 den Hauptschullehrer Josef Trummer. Er ist vor drei Jahren verstorben. Die Frau gebar 1971 ihre Zwillinge. Einer arbeitet bei den Schiffsrundfahrten am Grundlsee, einer unterrichtet am Gymnasium in Stainach. Adi Trummer pflegte auch ihre Mutter und eine Tante.

Von Haus aus religiös erzogen worden sei sie, blickt Adelheid Trummer zurück. Der Kirchgang am Sonntag „rundet einfach alles ab“, ein Sonntag ohne Messe „ist ein Werktag“. Bergsteigen und Wandern sei sie „wahnsinnig gern“ gegangen, erzählt die Mesnerin. Jetzt habe sie aber ein lädiertes Knie. Sie lese auch viel, höre klassische Musik und schaue auf die Blumen vor dem Haus.

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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