APROPOS Jesus | 60 Fragen - 60 Antworten
1. Hat Jesus wirklich gelebt?

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Ja, Jesus von Nazaret hat wirklich gelebt. Das bezweifelt heute keine ernstzunehmende Historikerin, kein ernstzunehmender Historiker mehr.

Jesus wird um die Zeitenwende, wahrscheinlich in den letzten Regierungsjahren Herodes des Großen, also zwischen 7–4 v. Chr., geboren. Unsere christliche Zeitrechnung, die das Jahr 1 als Geburtsjahr Jesu zählt, ist also nicht exakt und beruht auf einem Berechnungsfehler, der im sechsten Jahrhundert dem Mönch Dionysius Exiguus passiert sein soll und die Zeiten überdauert hat.

Sicherer als das Geburtsjahr Jesu ist sein Todesdatum: Er stirbt nach jüdischem Kalender an einem „Rüsttag“ (Vorbereitungstag) für das Pessachfest am 14. Nisan (7. April) im Jahre 30 n. Chr. vor den Mauern Jerusalems.
Die historische Quellenlage erweist sich für eine antike Person als gar nicht schlecht: Es sind nicht nur christliche, sondern auch nichtchristliche Quellen wie die des Juden Flavius Josephus (Jüdische Altertümer, um 93 n. Chr.) oder die des römischen Historikers Tacitus, die Aufschluss über den Tod Jesu geben. Tacitus spricht in seinen Annalen (um 116/117 n. Chr.) von einem Mann, dessen Name sich von „Christus“ herleitet und der „unter der Herrschaft des Tiberius auf Veranlassung des Prokurators [eigentlich: Präfekten] Pontius Pilatus hingerichtet worden“ ist.

Jesus, ein Bauhandwerker (griechisch tékton, vgl. Mk 6,3 par.) aus einer jüdischen Familie in Galiläa, den man später Christus nennt, stirbt also den Verbrechertod, nachdem er sich zunächst Johannes dem Täufer anschließt, für einige Zeit öffentlich als Lehrer wirkt und eine Jüngerschaft aus Männern und Frauen um sich sammelt. Es sind wohl seine unkonventionellen Worte und Taten, durch die er in Konflikt mit der religiösen Obrigkeit seines Volkes gerät.

Als Kinder ihrer Zeit, in der Wissen meist mündlich weitergegeben wurde, haben weder Jesus noch seine unmittelbaren Jünger und Jüngerinnen selbstverfasste Schriften hinterlassen. Aus diesem Grund muss man auf die Briefe des Paulus (seit etwa 50 n. Chr.) und auf die zeitlich später entstandenen Evangelien (ca. 70–100 n. Chr.) zurückgreifen, um mehr über das Leben und Wirken Jesu zu erfahren.

Die frühchristliche Literaturgattung „Evangelium“ steht zwar jener der profanen antiken Biografie nahe, hat aber ein ganz besonderes theologisches Anliegen: Ihr zentrales Interesse ist nicht das Aufzählen von Einzelfakten, sondern die Verkündigung des „auferstandenen Jesus“ und das prägt selbstverständlich ihre Deutung des Lebens der historischen Person Jesu.

Irene Maria Unger

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Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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