Abschied
Trauer um große steirische Journalistin
Gabriele Neuwirth, Ehrenvorsitzende des Verbands katholischer Publizistinnen und Publizisten verstarb nach langer schwerer Krankheit.
Der Verband katholischer Publizistinnen und Publizisten trauert um seine frühere Vorsitzende Gabriele Neuwirth (77), die am Mittwoch, 11. Dezember verstorben ist. Die gebürtige Steirerin prägte den Verband 17 Jahre lang. Verbandsvorsitzende Sophie Lauringer hielt über Neuwirth gegenüber Kathpress würdigend fest: "Gabriele war die erste Frau an der Spitze unseres Verbands, dem sie mit viel Herzblut und Engagement neuen Schwung gegeben hat. Sie hat das Profil des Verbands in ihrer Amtszeit und unser Unterstützungsnetzwerk für Medienschaffende gestärkt, u.a. durch eine Journalismus-Jobbörse und einen Verbandsnewsletter zur Vernetzung und Information."
Neuwirth äußerte sich auch regelmäßig zur Situation der Medienlandschaft in Österreich. Für ihre Leistungen wurde sie zur Ehrenvorsitzenden des Verbands katholischer Journalistinnen und Journalisten gewählt. Ihr Anspruch als katholische Publizistin sei gewesen, das Vertrauen unter den Kolleginnen und Kollegen sowie die wechselseitige Hilfe zu stärken. Immer wieder habe sie betont: "Das christliche Menschenbild schützt uns vor Hochmut und wir haben hoffentlich einen sorgsamen Umgang mit den Menschen und bei der Wahrheitsfindung", so Lauringer über ihre Amtsvorgängerin. "Dem ist sie mehr als gerecht geworden."
In der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Verbands habe Neuwirth daher auch geschrieben: "Gut zu sein im Fach, Hunger und Durst nach Gerechtigkeit zu haben, die Menschen zu lieben und Geschichten zu machen, die es erlauben, sich am Abend ohne Scham in den Spiegel zu schauen, das braucht Kraft. Das braucht Bestärkung und Ermutigung. Der Kollegin, dem Kollegen den Rücken zu stärken, ist eine besondere Ausformung der sozialen Verbundenheit."
Auftrag an den Journalismus: "Schreibt's nicht so fad!"
Unermüdlich habe sich Neuwirth außerdem seit 1994 der Ausbildung junger Journalistinnen und Journalisten in der Katholischen Medien Akademie (KMA) gewidmet. Besonders befürwortete sie den kritisch-konstruktiven Journalismus, den sie laut Lauringer so beschrieb: "Eine Krise wird faktengetreu geschildert, Lösungsvorschläge werden aufgespürt und auf Tauglichkeit abgeklopft. Das ist nicht Wohlfühljournalismus, zeigt aber ein Licht am Ende des Tunnels." Ihr sei es immer wichtig gewesen, dass die Journalisten "ganz bei den Leuten sind" und an die Schauplätze gehen. Das habe sie auch in ihren Kursen vermitteln wollen."
Journalistische Tugenden waren ihr neben der exakten Beherrschung des Handwerks wichtig: Die tatsächliche Kenntnis des Gegenstandes, über den man schreibt, die wertschätzende Haltung den beteiligten Personen gegenüber - aber auch das Gespür für gutes Erzählen", erläuterte Lauringer. Und so habe Neuwirth den Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten stets ins Stammbuch geschrieben: "Schreibt's nicht so fad!"
Kritisch-loyale KatholikinIm steirischen Wildon am 31. August 1947 geboren, begann Gabriele Neuwirth ihre journalistische Arbeit beim "Sonntagsblatt für die Steiermark". Ihr Studium der Politikwissenschaft und Zeitgeschichte führte sie nach Wien. Sie war in der Gründungsredaktion von "täglich alles", Ressort Politik, dann übernahm sie die Leitung der Wiener Redaktion der Wochenzeitung "präsent". Bis zu ihrer Pensionierung war sie schließlich Redakteurin bei der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag".
Der begeisterten Journalistin wurde 2018 der Titel Professor verliehen. Sie war außerdem die erste Trägerin des Gerhard-Weis-Ehrenrings, den die Katholische Medien Akademie in Erinnerung an den früheren ORF-Generalintendanten und langjährigen journalistischen Leiter der Katholischen Medien Akademie vergibt.
Neuwirth musste sich bereits krankheitsbedingt im Herbst 2022 aus dem aktiven Tagesgeschäft des Verbands katholischer Publizistinnen und Publizisten zurückziehen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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