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Mehr oder weniger?

In der Fastenzeit geht es traditionell mehr oder weniger um’s Weniger, um Verzicht und Weglassen vom Zuviel oder von Ungesundem. Doch auch das Mehr kann in der Fastenzeit einen Platz einnehmen: mehr Zeit für Schönes, Gutes und Bereicherndes.

Weniger oder lieber mehr?
Auf dieser Seite finden sich zwei Plädoyers: Einmal für mehr WENIGER: nämlich weniger Handywischen. Die negativen Auswirkungen von zu viel Smartphone- und Social-Media-Nutzung erklärt der Psychotherapeut Andreas Neuhold. Dass Fasten aber auch MEHR bieten kann, zeigt die Franziskanerin Schwester Magda Schmidt, wenn sie über den Mehrwert von Exerzitien im Alltag erzählt. Dabei geht es ihr nicht nur um „etwas mehr“, sondern sie geht aufs Ganze: das Leben in Fülle. Aber: Nicht eine Fülle an Bildern und Informationen, sondern ein Erfüllen unserer ganz großen Sehnsucht nach dem wahren Leben. Und das geht auch mit weniger.

»Die ganz große Sehnsucht nach dem wahren Leben freischaufeln.«

Schwester Magda Schmidt

ist Franziskanerin, Pädagogin, Geistliche Begleiterin und leitet in dieser Fastenzeit Exerzitien im Alltag.

Exerzitien und die Fastenzeit haben das gleiche Ziel. Es geht um Innehalten und Neuorientierung auf dem Weg zu einem sinnerfüllten Leben mit der Einladung: „Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“
Der Weg bis Ostern ist ein Weg von der Asche zur Blüte, von der Wüste zum Garten, von der Entbehrung zur Erfüllung … Wie leicht rutschen wir im Alltag hinein in das Hamsterrad des Leistungs- und Erwartungsdruckes und verlieren damit die Offenheit für das, was wir brauchen und uns geschenkt wird auf dem Weg zu einem „Leben in Fülle“. Exerzitien im Alltag können eine große Hilfe sein für eine Neuorientierung. Es gibt Begleitung mit Impulsen zum Einüben von Haltungen und Alltagsritualen und Texte, Bilder, Gebetsformen, die helfen, den Alltag bewusst zu gestalten. Der Übungsweg findet im gewöhnlichen Alltag statt. Bei den wöchentlichen Treffen wird Gemeinschaft erfahren. Die Gruppe ermutigt zum Durchhalten und ist im Austausch gegen-
seitige Bereicherung.

Leben in Fülle trotz Fasten
Fasten/Verzicht wird ganzheitlich verstanden – z. B. Fasten mit den Augen: Weniger Bilder diverser Medien konsumieren, sondern sich mehr an Bildern des Lebens orientieren, z. B. beim Spaziergang die Wunder der Natur entdecken; … Fasten mit den Ohren: Weniger sich berieseln lassen von außen, Stille suchen, mehr in sich hineinhören, auf Gott, auf andere … usw. Weniger die kurzfristigen Bedürfnisse stillen, sondern die ganz große Sehnsucht nach dem wahren Leben freischaufeln, wachhalten und immer neu sich hinkehren zu dem, der Leben in Fülle schenkt (Joh 10,10).

»Das Leben begreifen wir über körperliche Erfahrungen in der analogen Welt.«

Andreas Neuhold

ist Psychotherapeut und Mitarbeiter bei der Drogenberatungsstelle des Landes Steiermark.

Smartphones, also Mobiltelefone mit umfangreichen Computer-Funktionen, gibt es erst seit 2007, und sie haben es geschafft, in kürzester Zeit weltweit unser Sozialgefüge und Verhalten zu verändern. Worin liegen der Reiz und gleichzeitig die Problematik bei der Nutzung? Eine unserer größten menschlichen Sehnsüchte ist es, von anderen gesehen und geachtet zu werden. Diese Erfahrungen geben uns Energie und lassen uns lebendig werden. Diese Trigger („Auslöser“) bedienen Smartphones und Social-Media-Plattformen. Anstatt des verheißenen Glücks erzeugen sie jedoch das Gegenteil. Sie bewirken anstatt Zugehörigkeit eher Konkurrenz und Eifersucht. Permanente Selbstdarstellungen, gnadenloses gegenseitiges Bewerten und Bewertet-Werden bringen unreflektierte BenutzerInnen massiv unter Druck. Der eigene Selbstwert schwindet und endet z. B. in hoher Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und dem eigenen Umfeld.

Die eigene Bildschirmzeit überprüfen
Das Leben begreifen wir aber über körperliche Erfahrungen in der analogen Welt. Echte zwischenmenschliche Beziehungen schaffen spürbare Realität. Allein die Anwesenheit von Smartphones bei einem tollen Abendessen erzeugt geistige Abwesenheiten. „Ich könnte ja etwas verpassen“, so die Sorge. Wie die Speisen geschmeckt haben, welche Anliegen mein Gegenüber hatte, wird zur Nebensache. Smartphones können tolle Werkzeuge sein, solange wir selbst festlegen, wann und wie wir sie benutzen. Die Überprüfung des Nutzungsverhaltens funktioniert ganz einfach. Jedes Handy verfügt über die Möglichkeit zur Auswertung der Bildschirmzeit. Sie werden erstaunt sein über das Ergebnis.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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