Leserbriefe
Eine Gegendarstellung
Zu „Geschichtsfälschung?“, Nr. 31
Dass es sich bei der Vorgangsweise gegenüber Indigenen in Kanada nicht um einen Genozid – vergleichbar mit dem Holocaust oder Ruanda – handelt, ist bekannt. Sehr wohl aber handelt es sich um einen mentalen Genozid, wenn man Generationen von indigenen Kindern erklärt, sie seien minderwertige Menschen, was man ihnen in den genannten Schulen „austreiben“ wolle.
Nur ist es so, dass es dafür noch etliche Zeitzeugen gibt, da die letzte dieser Schulen erst vor ca. 25 Jahren geschlossen wurde. Unschwer kann sich jede/r Informationen im Internet zu den Vorgängen in diesen Zwangsinternaten beschaffen. Dass einige wenige Eltern vielleicht in der Übergabe ihrer Kinder in diese Schulen deren Rettung vor Hunger und Erfrierungstod sahen, zeugt nur davon, wie schlecht es der Urbevölkerung ging/geht.
Gerade dort, wo es so massive Vorwürfe gegen die betreibenden christlichen Kirchen gibt, ist es entsetzlich, von derartiger Relativierung zu lesen, und tragisch, wenn das SONNTAGSBLATT solche Artikel publiziert und den Eindruck erweckt, dass es eher ein paar schlimme Ausnahmen waren, aber sonst nur ein „normaler Lauf der Dinge, wie Grippewellen u. a.“ war. Und dass einige wenige schwerst traumatisierte Menschen psychotherapeutische Unterstützung erhalten, erscheint wie eine Alibihandung für die ausbleibende Wiedergutmachung und Entschuldigung des Papstes in unser aller Namen. Gerade die Kirche muss auf Seiten der Menschen – ganz besonders und wirksam auf Seiten der Unterdrücken und Traumatisierten – stehen!
Hemma Gamillscheg, Wien
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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