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Bitte entfernen!

Zu „Böser Streich. Aufregung um Hakenkreuz am Kirchendach in Neuberg“, N. 45
Von der Unsichtbarkeit, der Sichtbarmachung und der verborgenen Sichtbarkeit.

Der – wenngleich aus guten Gründen immer wieder wegen seiner zeitweiligen Servilität dem Naziregime gegenüber angefeindete – berühmte Staatsrechtlehrer der Weimarer Zeit, Carl Schmitt, Katholik der Herkunft nach, beschrieb die sichtbare Kirche als eine im Glauben an Gott gegründete „Veranstaltung“ zur Sichtbarmachung des Unsichtbaren.

Ihr Urgrund bleibt das Unsichtbare, ihre Sphäre aber ist jene der Sichtbarkeit und es ist ihre Aufgabe, in der Welt, also im „Säkularen“, das unsichtbare Geheimnis sichtbar zu machen im Sinne einer Vermittlung und Repräsentation der eigentlichen Realität Gottes.
Die „Sichtbarkeit der Kirche“ lebt von der Form, die selbst Vermittlung ist. Als konstruktivistischer und materialisierter Ausdruck der „Sichtbarkeit der Kirche“ kann jeder konkrete Kirchenbau gelten, der seiner Aufgabe, seinem Sinngefüge, seiner Idee und seinem materiellen Dasein nach eine Repräsentation, eine Abbildung auch des himmlischen Jerusalem in der sichtbaren Welt sein möchte.
Die konkrete, wenn auch nicht immer einsehbare, Sichtbarkeit in der materialisierten Form der „Sichtbarkeit der Kirche“ (dies selbst ein gleichsam Begriff des Transzendenten) spielt jedenfalls keine unwesentliche Rolle, zumal sich die konkrete Kirche (als Gemeinschaft der Gläubigen) gerade immer auch an repräsentativen Formen, Abbildern, Symbolen, Darstellungen und „Ikonischem“ orientiert.

Selbst wenn nun das erst vor kurzem „aufgefundene“, gleichsam sehr spät „sichtbar gewordene“ Hakenkreuz am Wetterhahn auf dem Kirchdach des berühmten Stiftes Neuberg für den heutigen normalen Kirchenbesucher gleichsam unsichtbar bleibt, weil „von unten nicht zu sehen“, muss es als ein Ärgernis und eine permanente trist-derbe Verschandelung des konkreten Kirchenbaus, der der in säkularer Sphäre erfolgten Sichtbarmachung der „Sichtbarkeit der Kirche“ dient, verstanden werden.

Man würde Form, Gestalt und Würde dieses konkreten Kirchenbaus gänzlich unterschätzen und missverstehen, beließe man dieses Zeichen des reinen Ungeistes und der menschenverachtenden Gewalt nur noch deshalb auf dem Kirchendach, da man es erstens ohnehin kaum sieht und zweitens es zuzuwarten gelte, bis man wieder Hand anlegen wird an den denkmalgeschützten Bau – pragmatische Begründungen, die nicht mit dem Wirken und den Wirkungen der prinzipiell der Sichtbarkeit anheimgestellten Zeichen und Symbolen rechnet. Es geht nicht darum, ob man das Hakenkreuz (nach wie vor kaum) sieht oder sehen kann, es geht darum, dass es da oben, auf der höchsten Stelle des ehrwürdigen Baus – errichtet zur Ehre Gottes und unseres Glaubens – thront, als hätte es dort etwas verloren – hat es aber nicht, gar nicht!

So wäre zu ersuchen: die Expertenkommission, das Bundesdenkmalamt und die Diözese Graz-Seckau mögen doch – um Gottes Willen – die „Swastika“ nicht bis zur „nächstmöglichen Gelegenheit (wenn am Turm gearbeitet wird und das Symbol kostengünstig entfernt werden kann)“ auf dem Wetterhahn des Kirchdachs des Neuberger Münsters belassen. Einstweilige Erklärungen und Erläuterungen ersetzen nicht den notwendigen Akt (der ein Akt der Entscheidung sein muss), so rasch als möglich in die gegebene Sphäre des Sichtbaren einzugreifen und das – eben doch seh-bare – Ungeistzeichen von der kirchlichen „Veranstaltung der Sichtbarmachung von etwas Unsichtbarem“ baldmöglichst, nein umgehend, zu entfernen – denn so lange ist ein dunkles Kapitel in Neuberg eben (noch) nicht geschlossen. Bitte um schleunigste Entfernung!

Mit freundlichen Grüßen!
Mag. Johannes Kresbach

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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