Gutes Zeugnis

Mit der Unausweichlichkeit des Todes erkennt „Jedermann“, sein Versagen und seine Verlorenheit. – Jedermann 2024: Philipp Hochmair (Jedermann), Kristof Van Boven (Schuldknecht/Mammon). 
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"Jedermann“ ist Anstoß für bewussteres Leben.

Der „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal ist bleibend aktuell, weil er die Unausweichlichkeit des Todes thematisiert und zeigt, wie der „gnadenlose Kreislauf des Geldes durchkreuzt wird durch eine Ökonomie der Gnade“. Darauf hat der in Wien lehrende Theologe Jan-Heiner Tück in einem Beitrag in „Communio“-Online über die Premiere des Klassikers bei den Salzburger Festspielen hingewiesen. Der Initiator der „Wiener Poetikdozentur Literatur und Religion“ stellt dabei dem „Jedermann“ – „überzeugend gespielt von Philipp Hochmair“ – und dem Regisseur Robert Carsen ein sehr gutes Zeugnis aus.
„Das Leben wird flacher, so die Lektion des Jedermann, wenn wir den Tod ausblenden“, hält der Professor für Dogmatik an der Wiener Theologischen Fakultät fest, denn: „Wenn die Antennen für das Metaphysische oder für Gott eingefahren werden, geht eine Perspektive verloren, aus der sich das Leben reflexiv betrachten lässt.“ Das über hundert Jahre alte Stück überzeugt: „Die Betroffenheit über das Mysterienspiel, die auch in diesem Jahr in Salzburg zu spüren war, kann ein Anstoß zu einem bewussteren Leben sein, der allerdings im vergnüglichen Treiben der Festspielwochen gleich wieder verpuffen kann“, so Tück.

Geld hilft und macht abhängig
Eingehend setzt sich der aus Deutschland stammende Theologe mit der Rolle von Reichtum und Geld im „Jedermann“ auseinander: „Geld – wir sollten es besitzen, aber wie schnell besitzt es uns! Das ist die Dialektik des Mammon“. Geld mache frei von Armut und der Sorge um das tägliche Auskommen. Das sei ein Vorzug, Geld könne aber auch abhängig machen, so Tück, da man immer mehr davon wolle.

Der Dogmatiker wies auf die biblische Warnung hin: „Wenn der Reichtum auch wächst, so verliert doch nicht euer Herz an ihn!“ (Ps 62,11). Dazu Tück unter Bezugnahme auf den Inhalt des „Jedermann“: „Die Unabhängigkeit durch Reichtum wird wieder verspielt, wenn materielle Obsessionen das Denken bestimmen. Es gibt Hyperreiche, die mitleidlos sind und die Aura sozialer Kälte verbreiten.“

Das Geld ist ursprünglich Mittel zum Zweck, habe aber in der Moderne die Tendenz, selbst zum Zweck zu werden, so Tück: „Dort, wo Geld regiert und zum Selbstzweck wird, können Menschen zu Mitteln degradiert werden.“ Erst konfrontiert mit der Unausweichlichkeit des Todes erkenne „Jedermann“, sein Versagen und – ganz auf sich selbst zurückgeworfen – seine Verlorenheit. Die Wende gelingt durch das Bereuen der Taten und Unterlassungen sowie in der Auseinandersetzung mit dem Glauben: „Er erwartet als Sünder schlimmste Strafen im Gericht, doch der Glaube hält ihm die Barmherzigkeit Gottes entgegen“, und „Jedermann kann durch Glauben und Werke gerade noch rechtzeitig die Gnade finden – beinahe unverdient!“

Kathpress

Mit der Unausweichlichkeit des Todes erkennt „Jedermann“, sein Versagen und seine Verlorenheit. – Jedermann 2024: Philipp Hochmair (Jedermann), Kristof Van Boven (Schuldknecht/Mammon). 
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Der Jedermann kann ein Anstoß zu einem bewussteren Leben sein, meint Jan-Heiner Tück. Das Mysterienspiel – im Bild links: Tod/Dominik Dos-Reis im Gespräch mit Jedermann/Philipp Hochmair (rechts) – ist bleibend aktuell, weil er die Unausweichlichkeit des Todes und den 
gnadenlosen Kreislauf des Geldes thematisiert. | Foto: SF/Monika Rittershaus
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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