Musik
Der Musikant Gottes

„Dem Sänger“ ist das Grab von Anton Faist in Riegersburg gewidmet. | Foto: Archiv
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Prof. Anton Faist zum 90. Todestag. Ihm verdanken wir Messkompositionen und das Lied „Komm, Heiliger Geist, auf uns herab“.

Die Position als Chorleiter am Knabenseminar brachte für Faist die Verpflichtung mit sich, für die musikalische Gestaltung der Sonntagsmessen zu sorgen und bei festlichen Anlässen mit Konzerten des Chores an die Öffentlichkeit zu treten. Bald ging er daran, für liturgische Anlässe und verschiedene Feiern eigene Kompositionen zu schreiben. Erste Werke sind eine Lauretanische Litanei op.1, die Vier Marianischen Antiphonen op.2 und die Erste Messe in C op.3. Diese und die folgenden Messen stehen in der Tradition der Orchestermessen, die eine Besetzung mit Soli, Chor und Orchester vorsehen, das in späterer Zeit auch durch die Orgel allein ersetzt werden konnte. Diese an der Aufführungspraxis orientierten variablen Besetzungen hatten denn auch an der Verbreitung der Werke wesentlichen Anteil.

In der Zeit um 1900 war Faist jener geworden, als der er Generationen von Seminaristen und späteren Priestern in Erinnerung geblieben ist: Professor für die Fächer Mathematik, Philosophie und Gesang sowie als Regens chori Leiter der musikalischen Aufführungen im liturgischen und profanen Bereich. Im Jahre 1905 wurde er zum Präses des Diöcesan-Cäcilien-Vereins gewählt mit der Aufgabe, sich der Kirchenmusik in der ganzen Diözese anzunehmen. Heiligkeit und Güte der Form, Allgemeinheit und der Charakter wahrer Kunst wurden von der Kirchenmusik gefordert, ohne das Erbgut des Volkes, etwa in der Instrumentalmusik, auszurotten.

Der Einfluss des Cäcilienvereins erstreckte sich auf die meisten Pfarren der Diözese. Im Repertoire befanden sich immer wieder Faists Messen, Requien, Litaneien, Antiphonen, Offertorien, Tantum ergo-Kompositionen und andere Stücke. Sehr bekannt wurden seine Deutschen Singmessen (Kommet, Christen, anzubeten; Singt dem Herrn im Heiligtume; Herr, wir kommen schuldbeladen) und viele seiner Lieder zu liturgischen Gelegenheiten (Wenn die Osterglocken klingen oder das Pfingstlied Komm, Heiliger Geist, auf uns herab, Nr. 846 im Gotteslob von 2013).

Höhepunkte waren die Aufführung seiner Neunten Messe in B beim Steirischen Katholikentag 1922 und eine Darbietung der Dritten Messe in Es beim Eucharistischen Kongress in Chicago (USA) im Jahre 1926.
Als eine große Tat für die Kirchenmusik der Diözese verfasste er 1931 einen Großteil der Liedsätze und Orgelbegleitungen für das Diözesan-Gesangbuch „Lobet den Herrn“, das bis in die fünfziger Jahre in Gebrauch stand. Am Ende seines Lebens konnte er auf eine lange Reihe von Kompositionen zurückblicken: zwölf lateinische Messen, zwei Requien, zahlreiche andere lateinische Kirchenmusikwerke, drei Deutsche Singmessen, mehrere Gruppen kirchlicher Lieder und weltliche Stücke.

1931 beendete er seine Tätigkeit als Regens chori am Knabenseminar, im 69. Lebensjahr trat er im Juni 1933 auch als Professor in den Ruhestand. Am 12. August 1933 starb Anton Faist bei einem Kuraufenthalt in Hall in Tirol.
Mag auch die Zeit über seine kirchenmusikalischen Werke hinweg gegangen sein, hat er doch in seiner Epoche den Kirchenmusikern und dem gläubigen Volk das geschenkt, was gewünscht war: den liturgischen Ansprüchen folgende, sangbare, eingängige Werke kirchlicher Musik.

Ernest J. Kleinschuster

Auch heute gepflegt werden kirchenmusikalische Werke von Anton Faist (1864–1933). | Foto: Archiv
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Lehre und Kirchenmusik
Beginn des Weges vom Kind steirischer Bauersleute zum Komponisten.

Geboren am 26. Jänner 1864 in Stang, Pfarre Riegersburg in der Oststeiermark, erhielt er als Knabe musikalischen Unterricht durch Kaplan Andreas Strempfl. Schuljahre im Stift Heiligenkreuz machten Faist mit der Kirchenmusik von Haydn, Mozart und Schubert vertraut. Unterweisungen durch Domkapellmeister Johann Weiß vertieften in der restlichen Gymnasialzeit in Graz Faists Neigung zur Kirchenmusik.

Strempfl und Weiß waren als Kirchenmusiker Anhänger einer neuen Richtung: Der in Bayern durch Franz Xaver Witt ins Leben gerufene Allgemeine Cäcilienverein sagte den verflachten Landmessen, den Einflüssen der profanen Musik, den liturgisch-textlich unvollständigen Aufführungen und einem allgemeinen Niedergang den entschiedenen Kampf an. Dieser Cäcilianismus setzte sich rasch völlig durch. Die Pflege der österreichischen Orchestermessen stellte dazu einen Kontrapunkt dar.

Nach dem Theologiestudium in Graz wurde Faist im Juli 1886 zum Priester geweiht und dann Kaplan in Hatzendorf. Im August 1889 berief ihn das Ordinariat als Präfect und Regens chori an das Diöcesan-Knabenseminar Carolineum-Augustineum, wobei ihm aufgetragen war, vor allem dem kirchlichen Choral wie auch dem figurierten, polyphonen Gesang des 16. und der folgenden Jahrhunderte eine vorzügliche Sorgfalt zuzuwenden.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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