Mutworte - Sabine Petritsch
Zwischen Wollen und Vermögen

Foto: Neuhold

Ich bin verabredet mit einer Frau, die seit Jahren wieder ihre Familie zuhause besucht. Wir haben einen Spaziergang vereinbart. Von weitem sehe ich sie. Sie steht bei einem Marterl und wirkt so innig auf mich. Ich bin ein bisschen erstaunt, ich habe sie nicht religiös in Erinnerung. Ich nähere mich ihr, sie muss mich in der Lautlosigkeit wohl trotzdem gehört haben, sie dreht sich um. Sie blickt mich an und sagt: Endlich, dass wir uns sehen!

Wir kommen ins Plaudern über Gott und die Welt. Sie erzählt, sie hat etwas vom Christsein entdeckt, ganz überraschend war es auch für sie, sie habe irgendwo im Internet einen Vortrag über Jesus gehört und auf einmal fühle sie sich so angezogen von Jesus. Sie fragt nach der Kirche und ihren Reformen, von der Synode, was das denn sei und auf einmal in einem Nebensatz erwähnt sie: Wollen wir nicht alle modern und innovativ sein, nur die Mutigen geben ihre Ambivalenz zu, die Spannung zwischen Wollen und Nicht-Können?

Nachdenklich frage ich sie: Und Jesu, was würde er uns heute wohl sagen? Sie meint, er würde uns zurufen, habt keine Angst, seid ein bisschen mutiger, sucht das Gute! Vielleicht eine gute Haltung, Reformen zu begegnen.

Sabine Petritsch ist Theologin und zertifizierte Pastoralpsychologin.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ