Positionen - Karl Veitschegger
Scheitern
Das Wort „scheitern“ meint ursprünglich das Zerbersten eines Holzschiffes in mehrere „Scheite“, also ein Ereignis, das zum Untergang führt. Wer schon einmal beruflich oder familiär „gescheitert“ ist, wer von Menschen, die er liebt, „zerbrochen“ und „entsorgt“ worden ist oder wer vor den Trümmern seines guten Rufes steht, weiß, was es heißt: im Unglück versinken. Auch Gläubige sind davor nicht gefeit. Bleibt nur die Verzweiflung?
Der deutsche TV-Pfarrer Heiko Bräuning wies einmal darauf hin, dass in der Bibel das hebräische Wort für „scheitern“ (שבר – schabar) zwei weitere Bedeutungen hat: das „Sich-Öffnen des Mutterleibes zur Geburt“ und „fruchtbar sein, Vorrat anlegen“. Wenn wir der Weisheit der Bibel trauen, steckt in diesem Wort eine gewaltige Hoffnung: „Scheitern“ kann, obwohl es zuerst nicht danach aussieht, die (schmerzhafte) Geburt von etwas Neuem sein. Vielleicht kennen Sie das aus Ihrem eigenen Leben. „Scheitern“ birgt, im Lichte der Bibel betrachtet, das Ostermysterium in sich: die Härte des Karfreitags, aber auch die göttliche Kraft, die alles Bittere in Osterlicht verwandeln kann. Auch den Tod. Lassen wir einander nicht im Stich, wo es Scheitern gibt! Halten wir unser Herz offen für dieses Geheimnis! Das ist mein Fasten- und Osterwunsch für uns alle!
Karl Veitschegger
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Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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