Positionen - Karl Veitschegger
Ostermenschen

Vor kurzem wurde im Sonntagsblatt eine junge Frau vorgestellt, die sich als „österlichen Menschen“ bezeichnete. Das hat mich aufhorchen lassen: Was ist ein österlicher Mensch? Nach einigem Suchen stieß ich auf diese Antworten:

  • ein Mensch, der ausgestreckt ist zwischen Erde und Himmel, zwischen Leid und Jubel, zwischen Karfreitag und Auferstehung;

  • ein Mensch, der offen ist für Wunder, für den mit dem irdischen Tod nicht alles vorbei ist, der größte Tiefen durchleiden kann, ohne den Glauben an Gottes Liebe zu verlieren;
  • ein Mensch, der andere begleitet, sich ihre Sorgen anhört, ihnen Herz und Augen öffnet und sich ihnen selbst verschenkt.

Ich empfehle, diese Zeilen von Irmela Mies-Suermann mehrmals zu lesen und sich zu fragen: Wann bin ich solchen Menschen begegnet?

Mir fallen viele ein. Nur zwei bereits Verstorbene will ich erwähnen: einen Biologieprofessor, der nach vielen Krebsoperationen neben mir im Krankenhaus lag und sich trotz Schmerzen in großer Güte die Sorgen anderer anhörte; und einen Bettler, der mir an einem heißen Sommertag, weil ich kein Geld bei mir hatte, einige Münzen mit den Worten zusteckte: „Diesmal zahle ich dir ein Getränk!“

Das bloße Hören der Osterbotschaft bleibt schwach, das gemeinsame Feiern und fröhliche Schmausen macht Ostern schon spürbarer, aber am tiefsten bewegt uns „der Lebendige“, wenn wir österlichen Menschen begegnen. Ostern ist nicht nur ein bewegliches Fest, sondern auch ein bewegendes. Der Auferstandene hat viele Gesichter.

Karl Veitschegger

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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