Mutworte - Harald Baloch
Mut zur Bewährung
Fritz hatte es schwer im Leben. Beide Eltern starben bei einem Bombenangriff auf Graz. Begreifbar, dass er sich dann als fast noch Jugendlicher gegen Kriegsende von der SS anwerben ließ. Mit dem Stigma dieser Mördertruppe wurde er von der US-Armee in Italien interniert. Bald kam er frei, stand jedoch ohne Lebenssinn und Berufsausbildung da. Es folgten zwanzig Jahre, in denen sich Fritz als Kleinkrimineller durchs Leben schwindelte. Diebstähle, Schwarzhandel. Immer wieder landete er im Gefängnis.
Doch endlich hatte er Glück. W., ein Student aus dem Sozialarbeitskreis des Priesters Martin Gutl, nahm sich des weit Älteren an. Half Fritz bei der Zimmersuche, fand Jobs für ihn und bestärkte ihn auch, schwere Arbeiten durchzuhalten. W. schloss Fritz ins Herz und war viele Jahre da, wenn dieser ein Gespräch suchte. Ohne solche Gespräche hätte Fritz manchmal seine innere Wut nicht überwinden können.
„Ich habe aber auch viel von ihm über eine ganz andere soziale Welt gelernt“, erzählte W. Es war mutig von Fritz, ein neues, anderes Leben beginnen zu wollen, und es war mutig von W., sich auf die scheint’s aussichtslose Lebensgeschichte von Fritz einzulassen. Beider Mut hat sich bewährt. W. ist noch heute voll Freude über die Begegnung mit Fritz und strahlt, als er sich erinnert, wie er und seine Frau als Jungverheiratete gemeinsam mit Fritz Weihnachten feierten.
W. selbst lässt an die Hirten aus dem Weihnachtsevangelium denken, die das karge und gefährdete Leben des Kindes in der Krippe teilen.
Harald Baloch
ist Theologe und ehemaliger Referent des Bischofs für Wissenschaft und Kultur. Er hört zu und notiert mutmachende Lebenserfahrungen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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