Positionen - Karl Veitschegger
Masken

Masken sind lustig. So empfanden wird das als Kinder. Gerne versteckten wir uns im Fasching hinter Masken (oder „Larven“, wie wir damals sagten).

Jetzt, in Corona-Zeiten, verbinden wir mit „Maske“ eher eigenartige Gefühle. Der Gedanke an Schutz, aber auch an Hindernis ist da, eher lästig als lustig.

Im Heimatort meines Vaters, so erzählte er, lebte vor vielen Jahren eine Frau mit schrecklich entstelltem Gesicht. Sie soll gesagt haben: „Der Faschingdienstag ist für mich der schönste Tag im Jahr. Da trage ich eine Maske und bewege mich frei unter Menschen.“ Eine Geschichte, die mich als Kind tief berührte. Menschen maskieren oder vermummen sich aus verschiedenen Gründen: Spaß, Angst, Schutz, Hygiene …

Der Gedanke, dass sich auch Gott vermummt, klingt seltsam. Und doch spricht die Bibel vom „verborgenen Gott“ (Jes 45,15). Er offenbart sich zwar, aber sein Wesen ist für uns nicht fassbar. Im Alltag bleibt sein Wirken meist verborgen. „Gottes Mummerei“ nennt das Martin Luther.

Gott zu entdecken bleibt eine Lebensaufgabe des Menschen. Manche versuchen das in der Schönheit der Natur, andere in Kunst und Musik, wieder andere in heiligen Schriften und Ritualen. Für Christenmenschen gilt das Wort Jesu: „Wer mich sieht, sieht den Vater“ (Joh 14,9). Und wenn uns dann auch noch das gelingt, was wir Liebe nennen, kommen wir Gott in dieser Welt am nächsten. „Niemand hat Gott geschaut, aber wenn wir einander lieben – bleibt Gott in uns!“ (1 Joh 4,12) Das kann keine Maske verhindern.

Karl Veitschegger

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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