Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Freu dich, das Leid ist all dahin
50 Jahre ist meine Matura nun bald her. Da darf ich mich an meine Schulzeit erinnern. Unseren Griechischlehrer haben wir am Beginn der Stunde mit dem griechischen „chaire“ begrüßt. „Sei gegrüßt“ kann das heißen. Wörtlich übersetzt heißt es aber: „Freu dich!“
Mit diesem Gruß wird in manchen Gesängen die Gottesmutter Maria angesprochen. Der ostkirchliche Hymnos akathistos, eine 24-strophige stehende Ovation an Maria, wiederholt dieses „chaire“ immer wieder und fügt noch das Halleluja hinzu. In unserem Liedschatz findet sich das österliche Marienlob „Freu dich, du Himmelskönigin“.
Ein Satz aus diesem Lied fällt mir gerade heuer besonders auf: „Freu dich, das Leid ist all dahin. Halleluja.“ Eine rasche Kritik könnte fragen, ob wir das in einer solchen Krisenzeit singen können. Es ist ja so viel Leid da und nicht dahin.
Mir gefällt es aber, dass uns das Lied in Erinnerung ruft, dass auch Leid ein Ende hat. Nicht als Vertröstung gemeint. Leid hat ein Ende. Und wir können zum Ende des Leides beitragen.
Bei einem ökumenischen Friedensgebet zum „Europatag“ erinnerte eine baptistische Pastorin daran, dass „Krise“ Entscheidung bedeutet: Wir müssen uns entscheiden. Entscheiden, ob es uns nur um unser eigenes Wohlergehen geht oder um mehr. Und damit wir uns richtig entscheiden, brauchen wir Gottes Hilfe.
„Freu dich, das Leid ist all dahin.“ Jede Strophe dieses Liedes, das über das Leid hinausblickt, endet ganz realistisch mit dem Hilferuf: „Bitt Gott für uns, Maria!
Herbert Meßner, Chefredakteur
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.