Positionen - Elisabeth Wimmer
Die Sonne lockt
Das kleine Wörtchen ließ mich bei der Messe aufhorchen, der Priester hatte es am Ende eines Gebetes eingeschoben: „… in Ewigkeit, in deine Ewigkeit. Amen.“ Es klang nicht wie eine Korrektur, eher wie ein tastendes Präzisieren: „deine Ewigkeit“. Der Kirchenraum war von Sonne geflutet, vielleicht lockte das Licht zum Weiterdenken.
Was, wenn sich vor die Vorstellung einer unendlich großen, mächtigen, ewigen Ewigkeit, voll allgemeingültiger Antworten, unbewegt, der Zeit enthoben und unveränderlich, die uns als Ziel vor Augen steht, während wir uns in Lebensdingen verheddern wie Meeresgetier in den Fangnetzen seiner Welt … Was, wenn sich also vor diese Vorstellung ein anderes Bild legte: deine Ewigkeit als Funke, der aus einer Feuerstelle in einem Zuhause entspringt. Deine Ewigkeit – wie ein Funke von Beziehung.
Eheleute und andere Menschen, die ihre Partnerschaft als umfassende, ewig gültige Liebesbeziehung verstehen, erfahren es: Nicht durch Aussperren von Veränderungen kann ein zeitloses (Über-)Leben der Beziehung gesichert werden. Es kommt vielmehr aus dem Funken, der jede Veränderung von innen nährt, der sich in jeden neuen Tag einschreibt, in die Blicke und das Stirnrunzeln, in auftauchende Probleme und in jede Freude.
Und wenn es auch in unserer Gott-Suche, beim Bibel-Lesen und in unseren Glaubensgemeinschaften eine Treue zur Veränderung bräuchte? Damit die Beziehung bleiben und wachsen und ein Leben ganz umfassen kann und von dem großen kleinen Funken genährt sein, über den hinaus nichts vorstellbar ist? – Klingt jetzt etwas theoretisch. In dem einen Moment im Sonnenlicht war es ganz klar.
Elisabeth Wimmer
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.