Mutworte - Anton Högerl
Das nackte Nun

Zwei Charakteristika, die das Gebirge auszeichnen (können), begegnen einem immer wieder zum Thema Bergsteigen und Spiritualität: die Erfahrung von Stille und die Begegnung mit der Ödnis des Hochgebirges, der Wüste eng verwandt. Stille und Ödnis scheinen eine besondere Bewandtnis zu haben, eine Öffnung hin zur Transzendenz zu bewirken.

Was ist Kontemplation? Hierzu eine etwas ungewöhnliche Definition aus dem Buch „Pure Präsenz“ von Richard Rohr: „Das archaische und früh erlernte Muster des dualistischen Denkens bringt uns nur bis zu einem bestimmten Punkt. Deswegen haben alle reiferen Formen von Religion eine andere ‚Software‘ entdeckt, um mit den wirklich großen Fragen wie Tod, Liebe, Unendlichkeit, Leiden und Gott umzugehen. Viele von uns nennen diesen Zugang ‚Kontemplation‘. Dabei handelt es sich um eine nichtdualistische Weise, den gegenwärtigen Augenblick zu sehen. Es bedeutet, im ‚nackten Nun‘ zu leben. Das ‚Sakrament des Hier und Jetzt‘ wird uns lehren, wie wir unsere Erfahrungen tatsächlich erfahren könnten und wie wir zulassen können, dass sie uns transformieren.“

Die Kontemplation wird als ein Weg beschrieben, für den Stille und Schweigen zentral sind und auf dem das Loslassen von Gedanken, Wünschen und Vorstellungen eingeübt wird hin auf eine innere Stille ... es wird gar von Gipfelerfahrungen (!) gesprochen. Die Stille der Berge und ihre Ödnis zeigen also durchaus Ähnlichkeit mit der kontemplativen „Landschaft“.

Der Autor ist Theologe, Erlebnispädagoge und Geistlicher Begleiter in der Diözese Regensburg. Gekürzter Auszug aus: „Schritte ins Weite. Bergexerzitien planen und durchführen“,
U. Hörwick u. a. (Hg.), Verlag Tyrolia.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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