Positionen - Elisabeth Wimmer
„…dann war wieder irgendwas“

Es ist die Erklärung einer Freundin für ihre unvollständige SMS an mich. Nach den ersten Worten war ihr etwas dazwischengekommen und die Nachricht unfertig geblieben, denn „dann war wieder irgendwas“. Das
kam mir bekannt vor.

Man hat den Wochenplan samt To-do-Listen gut überlegt, doch dann gibt’s eine Unterbrechung, und alles kommt anders. Das Wetter spielt nicht mit, das Kind wird krank, oder ein Virus macht das Zusammenleben holprig. 2021 war öfters „wieder irgendwas“. Und das ist lästig, anstrengend, es irritiert oder entmutigt, verstärkt kleine und große Probleme und bei manchen Menschen Aggression und schlechtes Benehmen.

Dabei ist im Leben das Unterbrochen werden nicht erst eine Corona-Erfindung, das wissen wir ja. Wir haben uns nur sehr an ein reibungsloses Leben gewöhnt. Was wir brauchen, ist verlässlich verfügbar, der Strom kommt aus der Steckdose, wer krank ist, kann im Spital behandelt werden, und auf der Straße überfallen zu werden ist eher die Ausnahme. Manchmal erinnern Krankheit oder persönliche Krisen daran, dass wir vieles nicht in der Hand haben. Damit zurechtzukommen kann uns alle Kräfte abverlangen. Gut, wenn wir dann einander beistehen.

Es passt nicht zum Leben, auf alles, was uns gegen den Strich geht, beleidigt zu reagieren. Die Welt ist halt nicht dazu da, es uns recht zu machen, sich in unsere Tages-, Jahres- und Lebenspläne einzufügen und uns nicht zu irritieren. Vom Gegenteil auszugehen würde ein vernünftiges und gutes Zusammenleben jenseits des Trotz-alters massiv erschweren.

Elisabeth Wimmer

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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