KHG Graz
Zumutung Zukunft

KHG-Eröffnungsvortrag zum QL-Jahresthema „Zumutung Zukunft“. Von links: Daniel Pachner, Daniela Feichtinger und Annette Langner-Pitschmann. | Foto: Neuhold
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Unscharfe Bilder, Desinfektionssprühnebel und denkwürdiger Diskurs – KHG-Eröffnungsvortrag.

„Bis zur letzten Sekunde war alles offen“ – mit dramatischen Worten stimmte die unter schwierigen Umständen aus Wien angereiste Furche-Chefredakteurin und Moderatorin Doris Helmberger-Fleckl in den Eröffnungsvortrag der Katholischen Hochschulgemeinde für das neue Studienjahr ein. Der aufgrund der pandemischen Zumutungen keineswegs selbstverständliche Abend fand unter surrealen Bedingungen statt: Hygieneschleuse, Desinfektionssprühnebel, ein „nummeriertes“, maskiertes Publikum. „Unscharfe Bilder. Wie wir einer ungewissen Zukunft begegnen können“ lautete das Thema des Abends. Ungewissheit und Unschärfe wurden dabei nicht nur intellektuell adressiert, sondern waren in die Veranstaltung regelrecht eingeschrieben und räumlich, körperlich und sozial spürbar.
In ihrem Impulsvortrag arbeitete die Religionsphilosophin Annette Langner-Pitschmann heraus, dass jegliche Zukunftsvorstellung ein kaum fassbarer Zwitter zwischen Fakt und Fiktion ist. Doch auch „Gott“, so die Theologin, „wäre nicht Gott, könnten wir ihn fassen“. Bewältigungsstrategien für solche Mehrdeutigkeiten reichten hierbei von vergangenheitsbezogener „Ressourcenorientierung“ über Trump’sche „Immunisierung“ gegen Fakten bis hin zur religiös-tröstenden „Thematisierung“ von eingetroffenen (Fakten) und nicht eingetroffenen Zukunftserwartungen (Fiktion).
In der Podiumsdiskussion verwies der Theologiestudent Daniel Pachner auf die Gefahr eines Zukunftsverlusts und die gesellschaftliche Tendenz, „die Ungewissheit nicht mehr auszuhalten“. Die Theologin und Pädagogin Daniela Feichtinger führte die virtuelle Virtuosität ihrer Schüler/innen als handfeste Bewältigungspraxis an: „(Digitale) Gemeinschaft geht dem Trost voraus.“
Mit dem Verweis auf eine zur damaligen Zeit alles andere als selbstverständliche Zukunftserzählung – den Bau des Stephansdoms – schloss Doris Helmberger-Fleckl. Hineingeworfen in Ambiguitäten und Zumutungen, können wir die Zukunft nicht fassen. So harren wir also der Akteurinnen und Akteure eines möglichen neuen „Welttheaters“ (Philipp Blom). Der gute Weg in die Zukunft mag unscharf erscheinen, mag umnebelt sein. Per se verstellt ist er nicht.

Florian Traussnig

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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