Taizé-Treffen
Zeitenwende erlebt
„Wir vergessen euch nicht.“ Das internationale Taizé-Treffen endet mit Friedensbitten für die Ukraine.
Mit zahlreichen Gottesdiensten in Rostock und Umgebung ist das 45. europäische Jugendtreffen der Taizé-Gemeinschaft am Neujahrstag zu Ende gegangen. Seit 28. Dezember waren rund 5000 junge Menschen aus 49 Ländern in der ostdeutschen Stadt versammelt. Den Jahreswechsel feierten sie mit einem „Fest der Nationen“. Neben Gebeten und Meditationen diskutierten die Jugendlichen in Workshops über theologische Fragen sowie aktuelle Themen wie den Klimawandel, die Situation geflüchteter Menschen und die Zukunft der Kirchen. Vor allem der Krieg in der Ukraine beschäftigte die jungen Menschen in Gebeten und Gesprächen.
Etwa 80 Frauen und Männer aus dem Kriegsgebiet hatten an dem Treffen teilgenommen. „Den Jugendlichen aus der Ukraine, die sich wieder auf den Weg nach Hause machen, möchte ich sagen: Wir vergessen euch nicht in unserem Gebet. Unsere Freundschaft geht weiter“, sagte Taizé-Prior Frère Alois Löser am Silvesterabend. Er rief die Jugendlichen dazu auf, sich aus ihrem Glauben heraus in der Welt zu engagieren und Verantwortung auch für die nächste Generation zu tragen.
Auch der Bischof für die katholischen Ukrainerinnen und Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, Bohdan Dzyurakh, kam zum Treffen nach Rostock. Der deutsche Altbundespräsident Joachim Gauck ermutigte in einer Bibelmeditation die Teilnehmenden, sich für ihre Mitmenschen einzusetzen: „Wir ahnen gar nicht, was wir für andere bedeuten können.“ In schwierigen Zeiten seines Lebens wären ihm stets andere Menschen zur Seite gestanden.
Dass er in Rostock „etwas von einer Zeitenwende“ erlebt habe, sagte der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Er sei Menschen begegnet, „die in ihrem eigenen Leben eine Wende vollziehen, sich von Neuem Gott, den Menschen, sich selbst und dieser Welt zuwenden“. Der evangelische Bischof Tilman Jeremias betonte, dass die „schlichten Taizé-Formen mit Gebeten und Gesang“ auch Menschen außerhalb der Kirchen angesprochen hätten.
Für Papst Benedikt gebetet
Die tausenden Jugendlichen aus ganz Europa haben auch für den verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gebetet. „In Taizé verdanken wir ihm viel“, sagte Frère Alois beim Mittagsgebet, wo er in einer kurzen Ansprache von jährlichen Treffen mit Benedikt berichtete. Es habe eine „tiefe Beziehung“ zwischen Benedikt und Taizé gegeben. Nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. und von Taizé-Gründer Frère Roger während des Weltjugendtags 2005 habe er der Gemeinschaft seine Unterstützung zugesagt. Dafür sei er Benedikt auch persönlich sehr dankbar.
Die Bruderschaft von Taizé, die ihren Sitz im französischen Burgund hat, lädt seit 1978 zur Jahreswende zu Europäischen Jugendtreffen ein, an denen früher teils bis zu 100.000 junge Leute teilnahmen. Über Silvester 2023/2024 soll das Treffen in Ljubljana und somit erstmals in Slowenien stattfinden. Der Erzbischof von Ljubljana Stanislav Zore zeigte sich erfreut darüber. Solche Begegnungen unter Jugendlichen könnten dabei helfen, Polarisierungen und Spaltungen in der Gesellschaft zu überwinden.
Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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