Caritas
Zehn Fragen und Antworten über Sachspenden
Die Carla-Läden der Caritas leben einen Sachspenden-Kreislauf. Spenden annehmen, sortieren, präsentieren und verkaufen. Wie das genau funktioniert? Dazu zehn Fragen und Antworten:
Die Caritas betreibt 33 Carla-Shops in der Steiermark. Die speziell gestalteten Second-Hand-Läden zeigen bereits in ihrem Design, dass es um mehr geht als um eine günstige Einkaufsmöglichkeit: Die Einrichtung besteht aus alten Möbeln, die durch Upcycling zu originellen Einzelstücken verwandelt wurden. Die Läden wollen eine große Auswahl an erschwinglichen Waren in guter Qualität bieten. Zugleich schafft Carla Beschäftigung für Menschen, die es am Arbeitsmarkt schwer haben. Die Ziele Nachhaltigkeit, soziale Ausrichtung und Beschäftigung stehen gleichwertig nebeneinander.
Welche Waren können gespendet werden?
Bekleidung & Schuhe: Die Carla-Shops leben von der Annahme und dem Verkauf von Bekleidung und Schuhen. Chronischer Mangel herrscht bei Bekleidung für Herren und Burschen.
Geschirr & Hausrat: Viele Haushalte quellen über vor nicht genutztem Geschirr und anderem Hausrat. Wenn daraus günstige Angebote aus zweiter Hand werden, hilft das gezielt, Armut zu vermeiden.
Möbel: Kästen und Tische wieder zu verwenden schont ganz massiv Ressourcen und vermeidet Müll. Möbel selbst abzugeben ist in jenen Carlas möglich, die dafür räumlich ausgestattet sind. Bitte im Zweifelsfall nachfragen!
Elektro, Bücher, Spielsachen, Sportartikel u. Ä.: Grundsätzlich können nur gut erhaltene, funktionstüchtige, saubere Sachspenden angenommen werden. Bevor man spendet, kann man sich selbst fragen: Würde ich dieses Stück auch guten Freunden so weitergeben?
Kann es sein, dass ein Teil meiner Spende nicht angenommen werden kann?
Ja, wenn absehbar ist, dass die angebotenen Gegenstände schadhaft oder unverkäuflich, defekt oder nicht mehr intakt sind. Die Entsorgung bei den Abfallsammelzentren ist für Private kostenlos, für Betriebe aber kostenpflichtig. Neben den Kosten binden die Sortentrennung und der Abtransport in die Abgabestellen erhebliche Ressourcen.
Wo und wie können Sachspenden abgegeben werden?
Sachspenden werden grundsätzlich in allen Carla-Shops während der Öffnungszeiten angenommen. Rund um die Uhr stehen die Carla-Kleidercontainer für die Abgabe von Textilien bereit. Die Caritas Kleidercontainer sind mit einem „Carla“-Logo gekennzeichnet und werden ausschließlich von betriebs-
eigenem Personal entleert.
Ist es besser, textile Sachspenden in einen Container einzuwerfen oder im Carla-Shop abzugeben?
Wir nehmen beides gerne! Ware, die im Shop abgegeben wird, wird teilweise schon dort vorsortiert und erspart einen gewissen Transportaufwand. Der größte Teil wird aber wie die Containerware in eine der betriebseigenen Sortierungen gebracht und dort nach Qualität sortiert, bevor die Ware in den Verkauf kommt. Leider kommt es aber vor, dass Müll in die Container geworfen wird und dann auch gute dort abgegebene Stücke verdorben werden. Deshalb ist es wichtig, die Ware gut zu verpacken. Wir wissen von regelmäßigen SpenderInnen aber auch, dass manche lieber selbst ihre Sachen im Shop abgeben, weil sie den persönlichen Kontakt schätzen.
Gibt es einen Unterschied, ob ich meine Kleidung in einen Carla-Container werfe oder in den eines anderen Sammlers?
Es ist in jedem Fall besser, Kleidung und Schuhe über die Containersammlung einer Wiederverwendung zuzuführen, als sie im Restmüll zu entsorgen oder zu lange im eigenen Keller oder Dachboden zu lagern, obwohl man keine Verwendung mehr hat – mit der Dauer der Lagerung sinkt der Grad der Verwertbarkeit. Die gewerblichen, also gewinnorientierten Unternehmen, die Container unterhalten, verkaufen die Ware meist unsortiert ins Ausland. Diese Unternehmen verwerten außerdem nur jenen Teil der Waren, der Gewinn bringt – also Bücher nur als Altpapier, kein Geschirr, keine Möbel, keine Lebensmittel.
Was macht Carla anders?
Erstens arbeitet Carla als Teil der Caritas gemeinwohlorientiert und wird als Beschäftigungsprojekt geführt. Außerdem sortiert und bewertet Carla jede einzelne Sachspende und führt sie je nach Qualität dem Wiederverwertungskreislauf zu. Carla verwertet einen Großteil der Ware in der Steiermark und trägt somit zu einer regionalen Wertschöpfungskette bei. Nur Ware, die im Carla-Shop nicht verkauft werden kann, wird an ausgewählte Großhändler weitergegeben.
Wie begründet sich der Slogan „Carla schafft Beschäftigung“?
Carla betreibt alle Verarbeitungsschritte im Sachspenden-Kreislauf selbst: Vom Entleeren der Container über den Transport bis zur Fertigung von ReUse-Möbeln und von der Lagerlogistik über die Sortierung bis zum Verkauf. Die Erlöse aus der Wiederverwertung fließen zurück zu Carla. So bietet Carla in der Steiermark über dreihundert Arbeitsplätze in Beschäftigungsprojekten. In Zusammenarbeit mit dem AMS finden hier meist langzeitarbeitslose Menschen eine Möglichkeit, wieder ins reguläre Arbeitsleben zurückzukehren. Wer bewusst Sachspenden in einen Carla-Container abgibt oder im Carla-Shop einkauft, unterstützt somit Menschen, die sich am regulären Arbeitsmarkt schwer tun.
Die Carla-Preise sind niedrig, aber nicht wirklich billig. Wie kommen sie zustande?
Die Preisgestaltung ist tatsächlich schwierig. Wir sind heute vor allem bei Bekleidung ex-
trem niedrige Preise gewöhnt – ein Shirt oft schon für 4 Euro, ein Kleid für 20 Euro. Man muss sich aber vor Augen führen, dass das keine reellen Preise sind, die die Wertigkeit der Grundstoffe und der Arbeit widerspiegeln. Unsere Carla-Preise richten sich nach den Kosten, die bei uns anfallen, und auch danach, ob es Markenartikel oder höherwertige Einzelstücke sind.
Wie können sozial schwache Menschen dann von den Carlas profitieren?
Erstens liegen unsere Preise doch immer unter denen für gleichwertige Neuware. Wir bekommen ja auch Designer- und Markenkleidung als Spende. Außerdem erhalten armutsbetroffene Menschen in unseren Beratungsstellen zur Existenzsicherung oder auch in den Einrichtungen Carla-Basic-Gutscheine, die sie in den Carla-Shops einlösen können. Sie können dann selbst auswählen, was ihnen gefällt und zusagt. Ihnen diese Entscheidungsfreiheit zu geben ist uns wichtig.
Welche Gegenstände, auch wenn sie funktionstüchtig sind, können bei Carla nicht angenommen werden?
(Röhren-)Fernseher ohne Scart-Anschluss, selbst bespielte Kassetten, VHS, Computer und alle Peripheriegeräte (Mäuse, Drucker, Tastaturen …), Kopier- und Faxgeräte, Akkus und Batterien, medizinisch-technische Geräte, Medikamente, Lebensmittel, Getränke, Matratzen ohne abnehmbaren, waschbaren Bezug, Nachtspeicheröfen
oder Ölöfen, Chemikalien, Behältnisse mit undefinierbarem Inhalt, entsorgungspflichtige Substanzen, Wandverbauten und Einbaukästen, Badewannen, Duschkabinen, WCs, Bidets, Helme aller Art.
Carlas in der Steiermark
In Graz gibt es Carlas in der Annenstraße, Herrgottwiesgasse, Jakoministraße, Keplerstraße, Lindengasse, Merangasse, Petersgasse, Zinzendorfgasse und im Paulinum in der Grabenstraße. In den Regionen gibt es Carlas in Admont, Liezen, Stainach, Trieben, Bruck an der Mur, Kapfenberg, Leoben, Mürzzuschlag, Fohnsdorf, Judenburg, Knittelfeld, Murau, Köflach, Voitsberg, Fürstenfeld, Gleisdorf, Hartberg, Weiz, Feldbach, Bad Radkersburg, Leibnitz, Deutschlandsberg und zwei in Gröbming.
Ein Laden voller zweiter Chancen
Der EMMI-Laden in Passail entstand aus dem Pfarr-Caritas-Team.
Als die Pfarr-Caritas Arzberg-Fladnitz-Passail vor einigen Jahren einen Bazar veranstaltete, wurden Kleider-, Schmuck-, Deko- und Bücherspenden gesammelt, um diese dann für den guten Zweck zu verkaufen. Der Erlös kam bedürftigen Menschen in der Region zu Gute. Weil das Interesse an schöner Mode und Gebrauchsgegenständen aus zweiter Hand so groß war, wuchs im Pfarr-Caritas-Team die Idee zu einem noch größeren Projekt. Ein ganzer Laden, wo schöne Bekleidung und Gebrauchsgegenstände eine zweite Chance bekommen, sollte her.
Seit März 2021 hat Passail nun den EMMI-Laden in der Obergasse. Der Name kommt nicht, wie manche vielleicht vermuten würden, vom „Tante-Emma-Laden“, bei dem man wie früher beim Greißler alles bekommt, sondern er setzt sich aus den Anfangsbuchstaben des Kernteams zusammen: Elisabeth, Marion, Maria und Ingrid. Rund um das Kernteam engagieren sich derzeit 19 Ehrenamtliche und halten den EMMI-Laden gemeinsam Montag, Mittwoch und Freitag jeweils von 9 bis 12 und von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet.
„Unsere Agenda war es, das Geschäft wie eine Boutique zu führen“, erklärt Maria Harrer. Es sollte kein Tandlerladen sein, sondern die Ware in schönem Ambiente gut präsentieren. Dazu kann das Team auf Profis zurückgreifen. Mehrere ehemalige Verkäuferinnen, eine Schneiderin und eine Schaufenster-Dekorateurin nahmen sich der Sache an. „Die können das einfach!“ freut sich Harrer, „und es hat einen anderen Wert, wenn alles ansprechend präsentiert wird.“ Das Team erfährt auch Unterstützung in der Region. Eine kürzlich umgebaute Bankfiliale spendete die frühere Einrichtung, und ein Handwerker passte die Möbel für den Verkaufsraum an.
Miete und Fixkosten muss der Laden selbst erwirtschaften. Alles, was an Überschuss hereinkommt, wird für in Not geratene Menschen im Almenland verwendet. Das Geschäft laufe bisher ganz gut, so Maria Harrer. Die Sachspenden-Bereitschaft bei den Menschen sei groß. Die Frage, ob sie viel wegwerfen müssen, kann sie verneinen: „Zu 95 Prozent sind die Sachen gut, ein paar Ausreißer gibt es immer.“ Was sie selbst nicht verkaufen können, wird an Einrichtungen der Caritas oder der VinziWerke weitergegeben. „Wir haben aber auch ganz genau publiziert, was wir haben wollen“, beschreibt Harrer ihr Erfolgsrezept. „Bitte bringen Sie nur das, was Sie auch guten Freunden schenken würden“, steht auf der Broschüre des Ladens.
Den EMMI-Laden in der Obergasse 5, 8162 Passail, kann man auch mit Spenden unterstützen: IBAN AT18 3828 2000 0010 0560.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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