Trauerakt für Todesopfer der Corona-Pandemie
Unvollendeter Abschied
Der rund 10.000 Todesopfer der Corona-Pandemie wurde in einem Trauerakt der Republik Österreich gedacht. Vertreter der Religionen sprachen Gebete.
Die Spitzen von Staat, Kirchen und Religionen haben bei einer gemeinsamen Trauerfeier am 16. April der bisher knapp 10.000 Toten der Corona-Pandemie in Österreich gedacht. Bundespräsident Alexander Van der Bellen erinnerte bei dem live im Fernsehen übertragenen Gedenken in bewegenden Worten daran, dass viele Menschen einsam sterben mussten, und sprach vom Schmerz des „unvollendeten Abschieds“. Bundeskanzler Sebastian Kurz appellierte angesichts der Pandemie und ihrer Opfer „Gräben zu überwinden, aufeinander zuzugehen und sich zu versöhnen“.
Kardinal Christoph Schönborn, der orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis, der evangelische Bischof Michael Chalupka und die Präsidenten der Islamischen bzw. Jüdischen Religionsgemeinschaft, Ümit Vural bzw. Oskar Deutsch, beteten für die Opfer, Hinterbliebenen, Erkrankten und das Gesundheitspersonal. Kardinal Schönborn brachte dabei die christliche Gewissheit zum Ausdruck, dass Gott den Menschen nahe ist. Bischof Chalupka sprach von der Notwendigkeit, dem Leid und dem Seufzen Raum zu geben, sowie dem Vertrauen darauf, dass niemand tiefer fallen könne als in Gottes Hand.
Vizekanzler Werner Kogler, der Leiter der Intensivmedizin am Wiener AKH, Klaus Markstaller, die Allgemeinmedizinerin Reingard Glehr sowie Birgit Pfleger vom Pflege- und Betreuungsmanagement Wiener Neustadt sprachen von den ungewöhnlichen Belastungen für die Angehörigen und das Gesundheitspersonal, etwa durch das Corona-bedingt einsame Sterben von Covid-Erkrankten vor allem in der ersten Phase der Pandemie. Ausdrücklich erzählte die Vertreterin aus dem Pflegebereich, wie sehr es Angehörigen und Pflegepersonal geholfen habe, dass es in ihrer Einrichtung mit einem katholischen Diakon eine Trauerfeier für alle Verstorbenen gegeben habe. Seither gebe es in diesem Pflegeheim auch einen eigens geschaffenen Ort des Trauerns und Erinnerns.
Im Rahmen des Trauerakts entzündeten drei Angehörige stellvertretend für alle Hinterbliebenen Kerzen im Gedenken an die Verstorbenen. Moderiert wurde die Feier von Claudia Stöckl, die eingangs, den heiligen Augustinus zitierend, sagte: „Unsere Toten sind nicht abwesend, sondern nur unsichtbar. Sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.“
„Sie sind nicht allein! Viele, viele, wir alle trauern mit Ihnen“, würdigte Bundespräsident Van der Bellen das traurige Schicksal der „vielen, zu vielen“, denen „ein unwiederbringlicher Schatz verloren gegangen“ ist. Gleichzeitig dankte das Staatsoberhaupt allen Menschen in den Krankenhäusern und Pflegeheimen, die Sterbende unermüdlich fürsorglich betreut haben „und ihnen im Augenblick des Todes beigestanden sind“.
„Die Corona-Pandemie hat uns viel abverlangt. Wahrscheinlich mehr, als wir uns alle vorstellen hätten können“, verwies Kanzler Kurz auf „Wunden und Narben, die uns noch lange beschäftigen werden“. Neben dem persönlichen Leid habe Corona auch tiefe Gräben in die Gesellschaft gebracht – „zwischen jenen, die die Ansteckung fürchten und bereit sind, ihre Freiheit maximal einzuschränken, und jenen, die die Ansteckung weniger oder nicht fürchten und nicht bereit sind, ihre Freiheit dafür einzuschränken“, so Kurz. Der Weg, bis alle Wunden geheilt und alle Gräben zugeschüttet sind, werde noch ein langer sein.
Corona in Zahlen
Zum Zeitpunkt der Gedenkfeier, 16. April, beklagte Österreich 9843 Todesopfer. 2122 Corona-Erkrankte lagen in Spitälern, 558 auf Intensivstationen. 550.470 galten als genesen, 2.334.458 Impfungen waren verabreicht.
kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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