Unermüdlicher Einsatz
Zum 75. Geburtstag wünscht sich Waltraud Klasnic die Regelfinanzierung des Hospizbereichs. Die sozial engagierte erste weibliche Landes-Chefin Österreichs im Gespräch.
Waltraud Klasnic
1945 in Graz geboren, stand die dreifache Mutter von 1996 bis 2005 als erste Frau der
steirischen Landesregierung vor. Derzeit ist sie u. a. Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich und seit 2010 Opferschutzanwältin.
Gegen aktive bzw. kommerzielle Sterbehilfe in Österreich hat sich einmal mehr Waltraud Klasnic, Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich, ausgesprochen. Sie habe großes Vertrauen in den Verfassungsgerichtshof, der sich gerade mit der entsprechenden Materie befasst, dass er die richtige Entscheidung treffen werde, so Klasnic in einem Kathpress-Interview anlässlich ihres runden Geburtstages. Die frühere steirische Frau Landeshauptmann feierte am 27. Oktober ihren 75. Geburtstag.
Hospiz-Bereich weiter ausbauen
Wenn sie sich schon etwas wünschen wolle, „dann, dass noch in dieser Legislaturperiode endlich die Regelfinanzierung des Hospizbereiches umgesetzt wird“. Im Regierungsprogramm sei dies vorgesehen, äußerte sich Klasnic optimistisch. Im Palliativbereich sei man in Österreich schon sehr weit, im Bereich Hospiz – stationär, bei Tageshospizen und Mobilen Diensten – gerade einmal bei vielleicht 50 Prozent der notwendigen Strukturen. Da sieht die Hospiz-Präsidentin noch Luft nach oben.
Klasnic warnte davor, dass bei einer Legalisierung der aktiven Sterbehilfe bzw. des assistierten Suizids der Druck auf ältere oder kranke Menschen, aus dem Leben zu scheiden, sich stark erhöhen würde. Immer wieder hatte sich Klasnic auch gegen „gewerbsmäßig bezahlte Selbstmordhilfe“ ausgesprochen: „Wer darf sich seinen eigenen Mord dann bestellen gegen Bezahlung? Die 24-Jährige mit Liebeskummer oder der kerngesunde 72-Jährige, dessen Frau gerade verstorben ist?“ Außerdem: „Was mutet man damit auch den Ärzten zu?“ Auch die Mehrzahl der Ärzte sei gegen aktive Sterbehilfe. Im Blick auf die aktuelle Gesetzeslage verwies Klasnic auf die Patientenverfügung und den Vorsorgedialog für Pflegeheime. Der Patient habe das Recht, ein Medikament nicht anzunehmen oder eine Behandlung abzulehnen. Und man könne es auch palliativ zulassen, dass jemand schmerzfrei sterben kann.
Missbrauch: Vor allem Zuhören wichtig
Klasnic ist auch Obfrau der Unabhängigen Opferschutzkommission. In den zehn Jahren der Arbeit der Kommission sei ihr klar geworden, „dass es vor allem darum geht, Betroffenen zuzuhören, Geduld zu haben und ihnen Zeit zu schenken“. Sie selbst habe gut tausend Gespräche geführt, was sie vor allem anfangs auch an die eigenen emotionalen Grenzen gebracht habe. Klasnic: „Für viele Opfer war es das erste Mal, dass ihnen überhaupt jemand zugehört hat.“ Sie sei dankbar für das große Vertrauen, das ihr die Betroffenen entgegenbrachten. Die Kommission habe in den vergangenen zehn Jahren bewiesen, „dass uns jeder Mensch wichtig ist“.
Seit 2010 seien mehr als 2300 Betroffenen finanzielle Hilfen bzw. Kostenübernahmen von Therapiestunden in der Höhe von mehr als 30 Millionen Euro zugesprochen worden. In mehr als zwei Dritteln aller Fälle gehe es um körperliche Gewalt, in einem Drittel um Gewalt und sexuellen Missbrauch. Jeder Fall sei einer zu viel, betonte Klasnic. Die Aufarbeitung und Betroffenenhilfe brauche freilich die stetige Ergänzung durch Bewusstseinsbildung und Präventionsarbeit, so Klasnic.
Waltraud Klasnic zählt zu den Vorreiterinnen der österreichischen Politik – sie war die erste Frau an der Spitze eines Bundeslandes und in der Steiermark bisher die einzige.
KATHPRESS
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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