Diözesanpartnerschaft
Miteinander verbunden

Die Gäste aus der brasilianischen Partnerdiözese Bom Jesus da Lapa kochten in der Steiermark ein: Tânia, Padre José und der Religionslehrer Danilo (von links nach rechts) bringen Freude und Schwung ins Marienstüberl.
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  • Die Gäste aus der brasilianischen Partnerdiözese Bom Jesus da Lapa kochten in der Steiermark ein: Tânia, Padre José und der Religionslehrer Danilo (von links nach rechts) bringen Freude und Schwung ins Marienstüberl.
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Die Sorge für das gemeinsame Haus verbindet Menschen aus Brasilien und aus der Steiermark.

Wind, Kälte, Hochwasser. Noch stärker spürbar hätte das für den Besuch gewählte Thema beim Ankommen der brasilianischen Delegation nicht sein können. Wie Kirche in Zeiten des Klimawandels für „das gemeinsame Haus“ Sorge tragen kann, stand im Mittelpunkt des zweiwöchigen Austausches. Besuche und Austauschrunden mit kirchlichen und auch nichtkirchlichen VertreterInnen und Institutionen ermöglichten tiefgehende Auseinandersetzungen mit der Frage.

„Der Besuch im Recyclinghof beeindruckte uns durch die Perfektion des Systems. Gleichzeitig erschreckt mich, wie viele neue und funktionierende Gegenstände weggeworfen werden“, so Marta Mamédio, die in Brasilien mit indigenen Gemeinschaften arbeitet. Immer wieder betont sie, wie viel wir von Indigenen im Umgang mit der Natur lernen können: Sie reden nicht von einem „Ich und die Natur“, sondern sagen „Ich bin Natur“ und sehen sich als integralen Bestandteil davon.

Beim Treffen mit Daniela Felber, Eva Heidlmair und Olga Schnutt wurden die Arbeit des Themenschwerpunkts Schöpfungsverantwortung der Katholischen Stadtkirche Graz, diözesane Aktionen bzw. die Strategie des Arbeitskreises Nachhaltigkeit vorgestellt. Besonders die Aktionen Autofasten sowie Gerecht leben – Fleisch fasten fanden großen Anklang bei der brasilianischen Delegation. „Diese Erfahrungen machen uns Mut, weil wir uns damit in der Sorge um das gemeinsame Haus nicht allein fühlen“, so Padre Heber Pedroso Rocha. Als beim Besuch am Bauernhof in Straden die Gruppe hört, wie auch in Österreich die Landwirtschaft unter den Auswirkungen des Klimawandels leidet und Tiere und Pflanzen mit extremer Hitze zu kämpfen haben, betont Tânia de Souza Santos, dass alles miteinander verbunden sei und in beiden Ländern am meisten kleine bäuerliche Betriebe leiden.

Was wir als Kirche tun können? Die konkreten Aktionen und der bewusste Umgang mit Ressourcen, wie er in der Diözese Graz-Seckau gelebt wird, beeindruckt die brasilianische Delegation. Dass die Rolle der Kirche jedoch darüber hinausgehen muss, machen die Brasilianerinnen klar: „Unsere Diözese in Brasilien ist gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels extrem exponiert, unsere Gewässer trocknen aus und nehmen den Menschen das Wasser als Lebensgrundlage. Vieles davon sind Folgen des Agrarbusiness, das Raubbau an der Natur betreibt. Das können wir allein nicht ändern, aber wir müssen Missstände anklagen, auch das ist unsere Aufgabe als Kirche“, so Tânia. Und Marta ergänzt, dass „eine Kirche, die stark im Kolonialisieren war, nun auch stark im Zuhören sein muss“. Sie muss Verantwortung übernehmen für den Schutz der Schöpfung. Dafür braucht es ein Wort, das Bischof Rubival vielfach laut in die Gruppe der Teilnehmenden gerufen hat: CORAGEM – MUT.

Margareta Moser, Elisabeth Fritzl

Kraft für das Weitermachen schöpften die Gäste auf dem Heimweg nach Brasilien beim Besuch der Magna Mater Austriae in Mariazell.
  • Kraft für das Weitermachen schöpften die Gäste auf dem Heimweg nach Brasilien beim Besuch der Magna Mater Austriae in Mariazell.
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Glauben und leben

  • Wir spüren, wie Kirche hier durch soziales Handeln das Evangelium umsetzt.
    Schwester Cleusa Alves da Silva, Vize-Präsidentin der brasilianischen Caritas, fasst ihre Eindrücke zusammen. Soziales Handeln durch die Caritas hat die Gruppe auf vielfältige Weise kennengelernt, vom Besuch im Carla-Shop und im Lerncafé über einen Austausch mit Erich Hohl und Brigitte Kroutil-Krenn bis hin zum Marienstüberl, wo ein Teil der brasilianischen Delegation für 140 bedürftige Menschen kochte.

  • Die große Vielfalt der Nationen und Gruppen in Graz ist herausfordernd, aber Kirche muss Angebote dafür schaffen.
    Bischof Rubival und die BrasilianerInnen verstehen die Aufnahme von Flüchtlingen durch die Kirche als Hoffnungszeichen.

  • Eine Kirche, die sich öffnet und die Regenbogenfahne hisst, zeigt damit nicht nur, dass sie gegenüber einer Gruppe offen ist, sondern sie heißt alle ausgegrenzten Gruppen willkommen.
    Die Regenbogenfahne auf manchen Kirchen hat viele Delegationsmitglieder ermutigt, so Danilo Borges dos Santos.

  • Wo ist die Jugend?
    Eine andere Beobachtung besorgt jedoch alle Mitglieder aus der Gruppe: Kinder und Jugendliche seien in ihrer Diözese viel präsenter, erzählen die brasilianischen Gäste. In der gemeinsamen Reflexion entstand die Idee, den Austausch zwischen Diözesen auch in diesem Feld zu verstärken, mit der Möglichkeit für die Steirer, von den brasilianischen Erfahrungen zu lernen.
Punktlandung. Eine in Österreich lebende Brasilianerin, August Glanzer und Padre „Lobo“ (= Wolf), Wolfgang Schwarz, begrüßen die Gäste mit brasilianischer Flagge.
  • Punktlandung. Eine in Österreich lebende Brasilianerin, August Glanzer und Padre „Lobo“ (= Wolf), Wolfgang Schwarz, begrüßen die Gäste mit brasilianischer Flagge.
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Erfahrungen teilen

  • Von Freitag bis Sonntag hatte ich die Freude, zwei wundervolle Gäste aus unserer Partnerdiözese Bom Jesus da Lapa beherbergen zu dürfen. Danke für diese Begegnung in der Sprache des Herzens.
    So schreibt eine der Vorauer Gastgeberinnen. Das Wochenende, das die brasilianische Delegation – ohne eine gemeinsame Sprache zu sprechen – in Gastfamilien verbrachte, war für alle eine berührende Erfahrung.
    Von tiefen Emotionen waren viele der persönlichen Begegnungen bei diesem zweiwöchigen Besuch geprägt. Emotionen der Freude, der Herausforderungen, des Leidens.

  • Wenn wir diese Geschichte hören, leiden wir stark mit. Gleichzeitig ist es ermutigend: Wir sehen, dass ein Land wie Österreich, das heute von Wohlstand und Sicherheit geprägt ist, auch eine schwere Geschichte hat, aber seine Probleme überwinden konnte. Das gibt uns Mut.
    Ein besonders bewegender Moment war die Begegnung mit einer Zeitzeugin des Zweiten Weltkriegs. Der Schmerz, den sie durch die versuchte Vergewaltigung und den Mord an ihrer Schwester erlebte, ist für sie bis heute stark spürbar. Besonders tragisch ist, dass es Erfahrungen wie diese aus dem Zweiten Weltkrieg auch in der brasilianischen Gegenwart gibt: Wie oft werden indigene Frauen weiterhin von Goldschürfern vergewaltigt? Wie oft verlieren kleinbäuerliche Familien in Konflikten nach wie vor ihr Haus und Land? Und wie lange wird dieser Schmerz in all diesen Menschen weiterleben? Solche Momente miteinander zu teilen, ist schwer – und doch wächst gerade auch im Teilen von schweren und schmerzvollen Erfahrungen das Vertrauen zwischen den beiden Diözesen.

  • Das ist die erste Gruppe, die während des Kochens singt und sogar tanzt!
    Adam Lamprecht, der Leiter des Marienstüberls, ist vom Kocheinsatz der Delegation begeistert. Auch in vielen anderen Momenten war es die Freude der brasilianischen Delegation, die die SteirerInnen ansteckte.
    Das gemeinsame Lachen und Weinen schafft Vertrauen und damit eine wertvolle Basis für die Partnerschaft, in der Austausch und Voneinanderlernen im Mittelpunkt stehen. Es ist ein Lernen von den jeweils anderen, aber auch ein Lernen über sich selbst, was durch diese Begegnungen ermöglicht wird.

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Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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