Synodaler Weg in Deutschland
"Kein zahnloser Tiger"
Deutschland. Letzte beschlussfassende Vollversammlung des Synodalen Wegs beschließt Reformtexte und vermeidet Spaltung.
Nach dem Abschluss des Reformprozesses „Synodaler Weg“ der Katholischen Kirche in Deutschland fallen die Reaktionen gemischt aus. Der Dialog wurde 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals ins Leben gerufen. Am 11. März war die letzte beschlussfassende Vollversammlung in Frankfurt am Main zu Ende gegangen.
Die Synodalversammlung sprach sich dafür aus, den Papst zu bitten, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen. Für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz beschloss die Versammlung konkrete Reformen. So soll Frauen und nicht geweihten Männern künftig die Predigt in katholischen Gottesdiensten offiziell gestattet werden. Es soll Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben und mehr Respekt in der Kirche für Menschen, die sich als Trans-Personen oder nicht als Mann oder Frau sehen. Auch wurde beschlossen, die Normen zum Umgang mit Tätern des sexuellen Missbrauchs und zur Prävention solcher Straftaten weiter zu verschärfen. Als letzter Text wurde ein Votum verabschiedet, das eine Öffnung des Diakonats in der gesamten katholischen Kirche für Frauen fordert.
Begleitet wurde die Versammlung von Demonstrationen außerhalb des Versammlungssaales. Manche Demonstranten forderten eine Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche, andere warnten mit Transparenten vor „Häresie und Schisma“.
Die Schlussworte sprachen die beiden Präsidenten des Synodalen Wegs, Irme Stetter-Karp und Georg Bätzing. „Ich muss es ehrlich sagen: Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bätzing: „Der Synodale Weg hat – bei allem Knirschen – funktioniert.“ Er sei „kein zahnloser Tiger“. Es seien „wegweisende Ergebnisse“ erzielt worden, die zeigten: „Diese Kirche ist fähig zur Veränderung.“
Ein Erfolg in neuer Gesprächskultur
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, räumte ein: „Ohne Zweifel hätte ich mir mehr gewünscht.“ Es sei nicht gelungen, die katholische Kirche in Deutschland „strukturell wirklich zu verändern“. Zugleich betonte sie: „Insgesamt zeigt der Synodale Weg eine große Veränderung, die gar nicht hoch genug zu schätzen ist: Es ist ein großer Erfolg, dass nun alle großen Entscheidungsthemen offen auf dem Tisch liegen.“ Ein weiterer Erfolg sei eine neue Gesprächskultur. Sie habe die Hoffnung, dass es weitere Veränderungen und Reformen gebe.
Ein 74 Mitglieder zählender Synodaler Ausschuss soll die noch nicht erledigten Aufgaben des Reformprojekts fortführen. 27 davon sind die deutschen Ortsbischöfe, ebenfalls 27 stellt das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, und 20 weitere Personen wurden, wie es die Satzung vorsieht, am 11. März nach dem Mehrheitsprinzip gewählt. Außerdem soll dieser Ausschuss die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien ihre Gespräche fortsetzen wollen. 2026 soll eine weitere Synodalversammlung beraten, ob und wie die Beschlüsse umgesetzt worden sind.
KATHPRESS
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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