Fest der Geborgenheit
Aus Weihnachtspredigten einiger Bischöfe Österreichs: Trotz weltweitem Dunkel das Licht und die Hoffnung von Weihnachten verbreiten und einander menschlich begegnen.
Zur neuen Suche nach Gott im eigenen Leben hat Erzbischof Franz Lackner in der Heiligen Nacht aufgerufen. Bei der Christmette im Salzburger Dom erinnerte er an die biblischen Berichte über die Hirten, die Weisen und die beiden Alten, Simeon und Hanna, die im Lukasevangelium nach der Geburtsgeschichte Jesu erwähnt werden. Sie suchten als Erste das Kind in der Krippe und hätten sich „in ihren Herzen eine Sehnsucht nach Gott bewahrt, die sie zu hoffenden Menschen machte“. Bethlehem „als toter Winkel von Jerusalem“, der Stall und die Futterkrippe seien „Verstecke Gottes“, sagte der Erzbischof.
„Wo sind die toten Winkel in unseren Herzen?“, fragte Lackner. Und: „Wo sind wir im sogenannten christlichen Abendland, auf ureigenem Terrain doch Fremde geworden? Nicht etwa aufgrund der Zuwanderung, sondern weil wir uns vom Ursprung entfremdet und entfernt haben; weil wir vergessen haben, dass wir Gott vergessen haben.“
Die Weihnachtslichter, so der Kärntner Bischof Josef Marketz, würden heuer „beinahe verschluckt von einem weltweiten Dunkel“ und Hoffnung „vielleicht noch nie so sehr herbeigesehnt wie heute“. Kürzlich habe er das Fest mit Gefangenen und Obdachlosen gefeiert. „Beide Male hab ich gefühlt: Weihnachten feiern braucht Mut, sich der Nacht zu stellen.“ Jeder wisse auch, dass man die Nacht des Todes nicht aus dem Leben verdrängen könne, sagte Marketz, der an diesem Weihnachtsfest selbst um seinen kurz vor dem Heiligen Abend verstorbenen Vater Viktor trauert.
Dass Papst Franziskus das beginnende Heilige Jahr mit dem Leitwort „Pilgerschaft der Hoffnung“ überschrieben habe, nannte Bischof Hermann Glettler von Innsbruck in seiner Predigt am Christtag eine Einladung zum Aufbruch. „Hoffnung wächst genau dort, wo Menschen einander menschlich begegnen“, hob Bischof Glettler hervor. Erst wenn sich Menschen zueinander auf den Weg machten, wirke auch Weihnachten als „Fest der ersehnten Geborgenheit“ nachhaltig positiv.
Fürchte dich nicht! Den Zuruf des Engels an die Hirten im Weihnachtsevangelium nahm der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl zum Ausgangspunkt seiner Predigt bei der Christmette im Grazer Dom und formulierte Mut-Botschaften: „‚Fürchte dich nicht!‘ Angesichts der zunehmenden Spannungen, die sich in der virtuellen oder auch der analogen Welt entladen (…). Diese Spannungen bewirken, dass immer mehr Menschen aufeinander los- statt aufeinander zugehen.“ An alle, die „in unserem Gemeinwesen für uns alle Verantwortung tragen“ appellierte er, „nicht Öl ins Feuer zu gießen, sondern alle im Blick zu haben“. Im Blick auf das kommende Jahr der Hoffnung 2025 sagte Bischof Krautwaschl: „All unsere Hoffnung beruht auf der Geburt Jesu, die wir heute feiern.“
Weihnachtsbotschaft
„Er (Jesus) hat unter uns sein Zelt aufgeschlagen, hat demütig unter uns gewohnt wie ein Pilger. Aus seiner Fülle haben wir Gnade empfangen – ob wir es wissen oder nicht.“ Kardinal Schönborn am 25.12.2024
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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