Ungarn
Ein religiöses Land

Ende April besucht Papst Franziskus Budapest – die Stadt an der Donau und Hauptstadt Ungarns. Der Kommunismus habe Spuren hinterlassen, was den Glauben betrifft, meint Bischof András Veres. | Foto: pixabay
  • Ende April besucht Papst Franziskus Budapest – die Stadt an der Donau und Hauptstadt Ungarns. Der Kommunismus habe Spuren hinterlassen, was den Glauben betrifft, meint Bischof András Veres.
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Ungarn. Ende April reist der Papst in unser Nachbarland. Ein Blick auf Kirche und Religion in der Geschichte.

Papst Franziskus reist zum zweiten Mal in seinem zehnjährigen Pontifikat nach Budapest. Nach einem nur siebenstündigen Kurzbesuch zum Eucharistischen Weltkongress 2021 kommt das Kirchenoberhaupt von 28. bis 30. April zu einem offiziellen Pastoralbesuch nach Ungarn.

Die Geschichte Ungarns ist eng mit der katholischen Kirche verknüpft. Der heiliggesprochene König Stephan I. (997–1038) begründete nicht nur den ungarischen Staat, sondern auch zehn Diözesen und mehrere Benediktinerabteien, darunter die heutige Erzabtei Pannonhalma. Vor 1945 bestand in Ungarn noch ein weitgehend geschlossenes katholisches Milieu. In kommunistischer Zeit wurden die Kirche und ihre Mitglieder teils scharf verfolgt, überwacht und diskriminiert; Religionsausübung war auf die kirchlichen Gebäude beschränkt, Religionsunterricht weitgehend untersagt. Von den zuvor mehr als 10.000 Ordensleuten konnten nur einige hundert ihre Arbeit weiterführen.

Seit der politischen Wende 1989 herrscht in Ungarn Religionsfreiheit. Staat und Kirche sind getrennt, die katholische Kirche und auch andere christliche Konfessionen haben aber teils enge Beziehung zum Staat. Ungarische Bürger können ein Prozent ihrer Einkommenssteuer an eine von ihnen gewählte staatlich anerkannte Kirche oder Religionsgemeinschaft übertragen lassen. Die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban unterstützt darüber hinaus vergleichsweise großzügig Kirchenrenovierungen und kirchliche Privatschulen. Den Religionsgemeinschaften werden gezielt Aufgaben in den Bereichen Bildung, Soziales und Kultur übergeben, was auch Kritik auslöst.

Laut jüngster Volkszählung 2022 zählt Ungarn rund 9,6 Millionen Einwohner. Rund zwei Drittel von ihnen sind katholisch getauft, und bei einer Umfrage 2019 bezeichneten sich rund 60 Prozent als katholisch. Zur Volkszählung 2011 identifizierten sich nur 39 Prozent der Ungarn als Katholiken, dahinter folgten 11,6 Prozent Calvinisten und 2,2 Prozent Lutheraner. Zu beachten ist, dass damals mehr als ein Viertel der Befragten (27,2 Prozent) die Möglichkeit nutzte, die Frage nicht zu beantworten.

Landesweit gibt es mehr als 2000 katholische Pfarren. Eines der großen Probleme der Kirche ist wie auch andernorts ein zunehmender Priestermangel; etwa 2000 Diözesan- und Ordenspriester leben in Ungarn. Der Klerus ist überaltert.

Der Bischofskonferenz-Vorsitzende András Veres (63) sieht die Gesellschaft in Ungarn inmitten von Prozessen der Säkularisierung und einer Neuformierung des Religiösen, wie es sie auch in anderen Ländern gibt. „Auch die katholische Kirche in Ungarn befindet sich in einem radikalen Wandel, der sowohl negative als auch positive Züge aufweist.“ In kommunistischer Zeit seien zwei Generationen praktisch ohne religiöse Erziehung herangewachsen, so Veres. Die 30 Jahre seit der politischen Wende hätten „nicht ausgereicht, um uns in der Weitergabe des Glaubens zu stärken“.

„Wenn Sie heute nach Ungarn kommen, sehen Sie ein Land, in dem der christliche Glaube sichtbar ist“, sagt Eduard Habsburg, Botschafter beim Heiligen Stuhl. Im Blick auf Ungarns wechselvolle Geschichte sei es wichtig zu verstehen, „dass die Tatsache, dass wir heute ein religiöses Land haben, ein Land voller Christentum, ein Wunder ist“.

KATHPRESS

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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