Kardinal Schönborn
Ein Brückenbauer bleiben
In der ORF-Pressestunde am ersten Adventsonntag sprach Kardinal Christoph Schönborn auch über Umstrittenes wie Migration und wofür es seiner Meinung nach ein Konzil brauche.
Wir brauchen Brückenbauer und Menschen mit Handschlagqualität, in einer Zeit, wo es schwieriger wird“, betonte der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, OP, am Sonntag, 1. Dezember, in der Pressestunde auf ORF 2. Im Gespräch mit Barbara Tóth (Falter) und Andreas Mayer-Bohusch (ORF) sagte er, der rund um seinen 80. Geburtstag am 22. Jänner als Erzbischof von Wien emeritieren wird, dass er auch nach seiner Amtszeit als Brückenbauer wirken wolle. Sein „großes Vorbild“ sei Kardinal Franz König, dem es in der Zweiten Republik gelungen sei, historische Gräben zwischen Kirche und Politik zu überwinden.
Schönborn erinnerte daran, dass die ersten zehn Jahre seiner Amtszeit nicht leicht gewesen seien. Es habe viel Streit in der Kirche und unter den österreichischen Bischöfen gegeben, und auch das Verhältnis mit Rom sei belastet gewesen. „Das waren schon harte Jahre“, sagte Schönborn. Heute gebe es „ein gutes Einvernehmen“. Aber: „Vielleicht sind wir jetzt zu wenig kantig.“
Asyl, Flucht und Migration. Zentrales Thema des Gesprächs war der Umgang mit den Themen Asyl, Migration und Integration sowie das Verhältnis zum Islam. In Österreich sei es bisher nicht gelungen, die Themen Flucht und Migration differenziert zu behandeln, bedauerte der Kardinal. Auch müsse man klar sagen, dass Österreich angesichts der demografischen Entwicklung nicht ohne „gezielte Migration“ leben könne. Das zeige sich in vielen Bereichen, wo Menschen in Berufen wie der Pflege und der Altenversorgung jetzt schon fehlten.
Gleichzeitig betonte der Kardinal, dass es in Österreich auch „nicht verhandelbare Grundwerte“ gebe. Man müsse erwarten können, dass sich MigrantInnen an diese Grundwerte halten, so Schönborn auch im Blick auf Menschen aus islamisch geprägten Ländern. „Ein 10-jähriges Mädchen darf nicht verheiratet werden.“ Auch sei das islamische Konzept der Identität von Religion
und Staat „nicht mehr akzeptabel“. Die Trennung von Politik und Religion sei in vielen Ländern mühsam erworben worden und müsse weiter Geltung haben. Im Blick auf den erstarkenden Islam plädierte er für Besonnenheit: „Keine Angst vor dem Islam.“ Wichtig sei das Kennenlernen. Es gelte, Kontakte zu pflegen und Brücken zu bauen, aber „ohne Naivität“.
Frauen. Die Frage, ob Frauen das Weiheamt offenstehen soll, wird aus Schönborns Sicht auch nach der jüngst zu Ende gegangenen Weltsynode weiterhin „auf dem Tisch bleiben“. Er habe kein Problem, wenn Gemeinden von Frauen geleitet würden. Aber Frauen als Priesterinnen? „Davor braucht es meines Erachtens ein Ökumenisches Konzil.“ Eine Synode sei zu wenig.
Schönborn abschließend: „Ich liebe die Kirche, ich verdanke ihr sehr viel. Dass sie Fehler hat, sehe ich an mir selbst.“
Kardinal Schönborn geht
Im Blick auf seine baldige Emeritierung als Wiener Erzbischof sagte der Kardinal, dass er in Wien bleiben werde – mit Zweitwohnsitz in Retz – und weiterhin für Gottesdienste und Seelsorge zur Verfügung stünde.
Quelle: Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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