Kardinal Schönborn
Dreißig Jahre Bischof

Kardinal Christoph Schönborn beging am 29. September sein 30-Jahre-Bischofsjubiläum. Inner- wie außerhalb der Kirche ist der Wiener Erzbischof eine anerkannte Autorität, der seine Stimme zu vielen brennenden Themen erhebt. | Foto: Paul Wuthe/Kathpress
  • Kardinal Christoph Schönborn beging am 29. September sein 30-Jahre-Bischofsjubiläum. Inner- wie außerhalb der Kirche ist der Wiener Erzbischof eine anerkannte Autorität, der seine Stimme zu vielen brennenden Themen erhebt.
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Freundschaft ist Schlüsselwort für sein Wirken über Grenzen hinweg.

Erinnern Sie sich an den Sturm nach Amoris laetitia? Häresie, Häresie! Zum Glück gab es da Kardinal Schönborn, einen großen Theologen, der die Dinge geklärt hat.“ Als Papst Franziskus beim Rückflug aus der Slowakei kürzlich diese hohe Anerkennung aussprach, wurde dies beinahe selbstverständlich aufgenommen.

Als Pater Christoph Schönborn, österreichischer Dominikaner und Theologe, vor 30 Jahren, am 29. September 1991 (exakt am 28. Jahrestag seines Eintritts in den Dominikanerorden), im Wiener Stephansdom zum Bischof geweiht wurde, fiel der Empfang zwar wohlwollend, aber auch reserviert aus. Zwar lobte etwa der Pastoraltheologe Paul Zulehner Schönborns hohe theologische Kompetenz und Dialogbereitschaft, aber allein die Tatsache, dass er Redaktionssekretär des damals noch im Entstehen begriffenen Weltkatechismus war, erweckte bei anderen deutliche Skepsis.

Auch für Schönborn selbst war Wien zunächst eine „terra incognita“, die er erst langsam als Weihbischof mit den Agenden „Wissenschaft, Kunst und Kultur“ kennen lernte. Dass er bereits knapp vier Jahre später die Leitung der Erzdiözese mitten in einer die österreichische Kirche tief erschütternden Krise übernehmen würde, war damals noch nicht abzusehen. Bei der Bewältigung der Krise rund um seinen Vorgänger Kardinal Groer und der folgenden Konflikte und Veränderungen von Kirche und Gesellschaft wurde Schönborn zunehmend zum lernenden und gleichzeitig prägenden Oberhirten – auch über die Grenzen der Erzdiözese und Österreichs hinaus. Der bisherige Höhepunkt seines offenen Zugangs auf die Opfer kirchlicher Gewalt war das international beachtete TV-Gespräch mit der früheren Ordensfrau Doris Wagner 2019.

Innerkirchlich reagierte Schönborn mit einem anhaltenden diözesanen Reformprozess auf die unübersehbaren Veränderungen in Kirche und Gesellschaft. Den Vorrang dabei haben für ihn nach wie vor die spirituelle Erneuerung und der missionarische Grundauftrag der Kirche. Bis heute ist sein Kommentar zum Sonntagsevangelium im größten österreichischen Printmedium, der „Kronenzeitung“, die meistgelesene Predigt Österreichs.

In der zunehmend säkularen österreichischen Gesellschaft ist Kardinal Schönborn in den vergangenen 30 Jahren zu einer weithin anerkannten Autorität geworden. Ob in der Flüchtlingskrise, der anhaltenden Pandemie oder der Sorge um die Klimakrise – Kardinal Schönborn wird auch von Nichtchristen als Sprecher der Religionsgemeinschaften Österreichs anerkannt. Besonders eindrucksvoll zeigte sich das am Abend nach dem Attentat in der Wiener Innenstadt vom 2. November 2020 bei der gemeinsamen Feier von Religionsgemeinschaften und Vertretern des öffentlichen Lebens im Wiener Stephansdom.

Der Schlüssel zum Verständnis seines Wirkens bleibt sein bischöflicher Wahlspruch „Ich aber habe euch Freunde genannt“ (Joh 15,15). Nach Schönborns Verständnis wächst aus der persönlichen Freundschaft mit Christus eine echte Freundschaft zum Menschen oder, wie er es zuweilen weniger biblisch
ausdrückt: „Nur wer tiefe Fundamente hat, kann weite Brücken bauen.“

Georg Schimmerl

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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