Caritas
Brot für die Ukraine
Menschen hungern, weil sie keinen Zugang zur Energieversorgung haben. Die Caritas hilft mit Strom-Aggregaten und ermöglicht so das Backen von Brot.
Ich möchte nicht von dem sprechen, was mich betrübt, sondern davon, was uns gemeinsam gelingt.“ Auch wenn sie müde ist und sie der Krieg im Nachbarland zermürbt: Marietta lässt sich nicht entmutigen – gerade jetzt nicht, wo es Krieg gibt im Nachbarland Ukraine. Seit 30 Jahren leitet Marietta Tuczainé Régvári die Caritas in Szombathely, das gerade einmal 20 Minuten entfernt ist von der Grenze zu Österreich. Seitdem hat sie viel Not kennen gelernt, aber auch viel Hilfe.
„So wie jetzt gerade“, erzählt sie und denkt dabei an einen griechisch-katholischen Pfarrer in der Ukraine, dessen Gemeinde 250 Waisenkinder und 22 ihrer Betreuer aus Donezk aufgenommen hat und der es dennoch schafft, ein Lächeln in die Gesichter der Geflüchteten zu zaubern. „Die Kinder aus der umkämpften Region im Osten der Ukraine sollten Erholung finden in Kiew. Nur drei Tage nach ihrem Eintreffen brach auch dort der Krieg aus, und alle flüchteten ins Landesinnere.“
Seitdem unterstützt die Caritas Szombathely diese Kinder und das pädagogische Personal, bringt Nahrungsmittel, Hygieneartikel und Spielsachen zu ihnen in die Ukraine und freut sich über Fortschritte in der Hilfe. „Bei meinem ersten Besuch in den Notunterkünften saßen die Kinder nur da, hatten nicht einmal ein Spielzeug. Ihre wenigen Habseligkeiten lagen am Bett-Ende aufgebreitet. Wir haben Aufbewahrungsboxen für sie gekauft, damit sie wenigstens einen Platz für ihre persönlichen Sachen haben.“
Stromgeneratoren werden benötigt. Während die geflüchteten Waisenkinder im Westen der Ukraine Unterkunft und Verpflegung bekommen, geht es nicht unweit von ihrem Aufenthaltsort um Nothilfe im ursprünglichsten Sinn: um die Versorgung mit Wasser und mit Lebensmitteln. Als Marietta unmittelbar nach Kriegsbeginn in die Ukraine fährt, erkennt sie sofort, was dort am dringendsten benötigt wird: Brot. „Also kauften wir Brotbackmaschinen, wie sie in vielen Privathaushalten zu finden sind, und brachten sie so schnell wie möglich nach Uschhorod.“
Die 115.000-Einwohner-Stadt im Dreiländereck von Ukraine, Ungarn und der Slowakei blieb vor Angriffen bislang verschont und bietet zahlreichen landesinternen Kriegsflüchtlingen Schutz. Doch auch hier ist Hilfe nicht so ohne Weiteres möglich. „Bald stellte sich heraus, dass viele Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten waren, und unsere Brotbackautomaten bleiben bis heute außer Betrieb“, erzählt die Caritas-Direktorin. Aufgeben will Marietta Tuczainé Régvári dennoch nicht und ruft zu Spenden auf für Notstrom-Aggregate. Schon 1998 konnte durch gemeinsame Hilfe Brot in der Ukraine gebacken werden. „Die deutsche Caritas baute eine Bäckerei, und mit Hilfe von Spenden aus der Steiermark brachten zwei Lastwagen Mehl in die Ukraine.“ Auch diesmal vertraut Marietta wieder auf die Hilfe aus der Diözese Graz-Seckau. Damit Menschen, die im Krieg alles verloren haben und flüchten mussten, wenigstens zu essen haben.
Anna M. Steiner
Spendenkonto: IBAN: AT40 3800 0000 0005 5111, BIC: RZSTAT2G, Kennwort: Ukraine – Caritas hilft in Nachbarländern.
Die trotz allem lächeln
Marietta Tuczainé Régvári im Gespräch mit Anna Maria Steiner.
Vor kurzem waren Sie mit einem Hilfskonvoi in Uschhorod im Westen der Ukraine. Tausende flüchteten aus dem Landesinneren dorthin. Wie kann man sich die Situation vorstellen?
Ganz ehrlich: Mein erster Eindruck war, als hätten wir dort das Jahr 1920. Die Infrastruktur ist dürftig, so werden etwa Rechnungen nicht elektronisch erfasst, sondern Hilfsgüter werden händisch in Schulhefte eingetragen. Der Krieg hat alles verschlimmert, und seit die Atomkraftwerke unter russischer Kontrolle sind, haben viele Menschen nicht einmal mehr Strom.
Wie geht es Ihnen persönlich, wenn Sie das Leid der Menschen in der Ukraine sehen?
Ich möchte jetzt nicht davon sprechen, wie sehr mich all das berührt. Allein schon die Waisenheime berühren sehr. Oft muss ich daran denken, wie schwer es sein muss für die Frauen, ihre Kinder zurückzulassen, weil sie sie nicht ernähren können. Statt vom Leid erzähle ich lieber von den Menschen, die helfen – wie Petar, einem Pfarrer, der 250 Kinder aus einem Waisenheim in Donezk in seiner Gemeinde aufgenommen hat. Als griechisch-katholischer Priester, der selbst drei Kinder hat, weiß er um das, was Kinder brauchen. Und er ist derjenige, der immer lächelt. Damit beruhigt er die geflüchteten Kinder wie auch mich. Es ist so wichtig und unverzichtbar, dass es Menschen wie ihn gibt.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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