Abschied
Bischof Johann Weber
Dank für einen guten Hirten
Bischof Johann Weber wurde am 3. Juni im Grazer Dom in Gottes liebende Hände zurückgegeben.
Bevor Diakon Peter Weinhappl der zum Abschied von Bischof Johann Weber versammelten Gemeinde das Evangelium verkündet, geht er zum Sarg. Dort liegt aufgeschlagen das Evangelienbuch. Es ist, als würde er es nochmals aus den Händen dieses Bischofs übernehmen, der so vielen die Frohe Botschaft verkündet hat und dafür meist gar kein Buch brauchte. Sein Leben war Frohbotschaft. „Den Armen das Evangelium verkünden“, lautete sein bischöflicher Wahlspruch und lautet sein Vermächtnis an die Kirche der Steiermark.
Die Anzahl der an diesem 3. Juni im Grazer Dom Versammelten ist „corona-bedingt“ auf 270 begrenzt. Doch wie in konzentrischen Kreisen ist eine große Zahl über Fernsehen oder Livestream, über Andachten und Fürbitten in ihren Pfarren und im Gebet und Gedenken aus dem Herzen da, um Gott für einen guten Hirten zu danken. Mit Bischof Wilhelm Krautwaschl nehmen Erzbischof Franz Lackner, Kardinal Christoph Schönborn, Bischof Egon Kapellari und Webers Weggefährte und langjähriger Generalvikar Leopold Städtler Platz, assistiert von den Diakonen Dominik Wagner und Peter Weinhappl. Auch das Amt des Ständigen Diakons wurde unter Bischof Weber in der Steiermark heimisch. Viele andere Bischöfe sind gekommen, darunter die Steirer Alois Kothgasser und Hermann Glettler, auch Maximilian Aichern. Die Spitzen des Landes Steiermark und der Stadt Graz, Ministerin Leonore Gewessler, Öffentlichkeit und Ökumene, Familienangehörige sowie geistliche und persönliche Weggefährten sind vertreten.
Dankbarkeit und Auferstehungshoffnung vermittelt nicht zuletzt die musikalische Gestaltung durch die Capella Ferdinandea vocalis et instrumentalis unter Domkapellmeister Josef Doeller, durch Domorganist Christian Iwan, das Bläserquartett der Polizeimusik Graz und Kantor Ewald Nagl. Melodien aus dem Requiem des Steirers Anton Faist erklingen ebenso wie aus der „erdwärtsmesse“ von Peter Jan Marthé oder aus der Schutz-engelmesse von Paul M. Musyl.
Schon bei der Eröffnung charakterisiert Erzbischof Franz Lackner den Verstorbenen als guten Hirten und Mann des Dialogs. Sr. Evelyne Ender verkündet in der Lesung die prophetische Botschaft von Webers Wahlspruch.Die Fürbitten werden von Vertreterinnen und Vertretern der Angehörigen, der KAJ, der Caritas, des Welthaus und des Arbeitslosenfonds vorgetragen – alle verbunden mit dankbarer Erinnerung.
Nach der Messe und den Ansprachen (siehe Spalte rechts) leitet Prälat Leopold Städtler die Feier des Abschieds, ehe die Prozession den Leichnam zur Bischofsgruft unter einer Seitenkapelle des Domes geleitet. Bischof Wilhelm Krautwaschl ehrt den toten Leib mit dem Wasser der Taufe, dem Weihrauch und dem Zeichen des Kreuzes. „Der Heiland ist erstanden“, singt die Gemeinde und bekennt: „Ich werde durch sein Auferstehn gleich ihm aus meinem Grabe gehn.“ In seiner Predigt hatte Bischof Krautwaschl aus dem Testament seines Vorvorgängers gelesen: „Ich danke allen für ihre Treue!“
Herbert Meßner
IM ORIGINALTON
Ich danke allen für ihre Treue. Aus Bischof Webers Testament
„Ich danke allen für ihre Treue, Nachdenklichkeit, für Freundschaft, Hilfeleistung, auch Tröstung, aber auch für Widerstand, der oft Same zu Neuem war und ist. Durch viele Jahre durfte ich ein Übermaß an Einsatz, Herzlichkeit, auch über scheinbare Grenzen der Kirche hinweg, erleben – und eine so vielfältige Tapferkeit bei Belastungen.
Aus dem vielfältigen Volk, habe ich zugleich ‚aus dem Volk‘ Erfüllung und Lebensglück empfangen, niemand ist dem Guten Hirten unwichtig!
Zum Schluss: Gott gebe uns die Gnade der Heiterkeit, ja Furchtlosigkeit, als Kirche des Vertrauens auf ihn. Barmherzigkeit möge das erlebbare Kennzeichen sein! Und zugleich der Mut, in der sich rasch wandelnden Welt auch Neues zu wagen!“
Am Ende steht eine Umarmung
Aus Predigt und Ansprachen beim Requiem für Bischof Weber.
Noch am Sterbebett hat Bischof Johann Weber unser Land gesegnet, berichtete Bischof Wilhelm Krautwaschl in seiner Predigt. In Begegnungen bis zuletzt hatte sich Bischof Weber immer dankbar geäußert und sich für die Zukunft unseres Landes und seiner Kirche interessiert. Sein bischöflicher Wahlspruch „Evangelizare pauperibus“, „Den Armen die Frohe Botschaft verkünden“, habe sein Leben geprägt. Dialog, das Wort dazwischen, sei für Bischof Weber entscheidend gewesen. Im Leben der Frohbotschaft sah er auch das Maß für alle engagierten Christen.
An das dreifache Herz des Steirischen Katholikentags 1981 erinnerte Andrea Ederer, die Präsidentin der Katholischen Aktion. Bischof Weber war für sie ein menschenfreundlicher Kirchenbotschafter der liebenswürdigen Art. Er schenkte den Laien volles Vertrauen und wusste: Ohne Dialog geht nichts. Ederer zitierte die Theologin Dorothee Sölle: Am Ende der Suche nach Gott steht keine Antwort, sondern eine Umarmung.
Sr. Sonja Dolesch, Provinzoberin der „Grazer Schulschwestern“, dankte für Bischof Webers große Hirtensorge für die Ordensfrauen, die er in Erneuerung und Aufbruch begleitete, in Pfarren ohne Priester am Ort als Gemeindeassistentinnen einsetzte und mit denen er regelmäßige Treffen veranstaltete.
Superintendent Wolfgang Rehner würdigte den überzeugten Wegbereiter der Ökumene Johann Weber, dem auch das Geschenk der Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz 1997 zu verdanken ist.
Einen Bogen von seinem Antrittsbesuch als junger Politiker bis zum letzten Besuch als Landeshauptmann spannte Hermann Schützenhöfer. Der Bischof wollte zum Abschied ihn segnen und damit die Steiermark. Strahlende Augen, heitere Gelassenheit und Mut hatten Schützenhöfer am Bischof von Anfang an beeindruckt. Neben den Großereignissen habe sich gerade auch in Feiern im kleinen Kreis, auch im hohen Alter, Bischof Webers große Menschlichkeit gezeigt, der vielen ein väterlicher Ratgeber und Hirte war.
Kardinal Christoph Schönborn hatte als junger Seelsorger in der Katholischen Hochschulgemeinde Graz Johann Weber als ersten Bischof aus der Nähe kennen gelernt; das prägte sein Bischofsbild entscheidend. Schönborn erinnerte, wie Bischof Weber in schwerer Zeit 1995 bis 1998, unter der er sehr litt, die österreichische Kirche und Bischofskonferenz zusammenhielt, indem er auf den Dialog setzte. Als Auftrag für heute sieht der Kardinal einen neuen Dialog für Österreich, dessen von Menschen getragene Institutionen sich auch in der jetzigen Krise tragfähig zeigten.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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