Irak
Bischof Glettler besucht "die Vergessenen"

Bischof Glettler besuchte auf seiner Nord-Irak-Reise ein Flüchtlingscamp von Jesiden, einer verfolgten religiösen Minderheit. | Foto: kathpress
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Irak. Bischof Glettler besuchte Jesiden-Flüchtlings-Camp. Patriarch Sako kündigt Rückzug an.

Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat im Rahmen seiner Solidaritätsreise durch den Nordirak ein Flüchtlingscamp der Jesiden besucht. Im Dawidiya-Camp leben mehr als 3500 Menschen, darunter etwa 1400 Kinder. Glettler zeigte sich tief betroffen von der Not der Menschen und rief die internationale Staatengemeinschaft auf, die Jesiden wieder mehr in den Blick zu nehmen. Der Bischof reiste mehrere Tage gemeinsam mit einer Delegation der „Initiative Christlicher Orient“ (ICO) durch den Nordirak, um sich vor Ort über die Lage der Christen und weiterer religiöser Minderheiten ein Bild zu machen.

Die Situation der Jesiden in Dawidiya wird laut der Leiterin des Camps, Clara Eliea Gorial, immer prekärer, nachdem alle internationalen Organisationen ihre Hilfe eingestellt haben. Hintergrund der Maßnahme war, dass die Organisationen die Menschen zur Rückkehr in ihre Heimat im Sindschar im Nordwesten des Irak bewegen wollten. Doch dies sei nicht möglich, so Gorial im Gespräch mit der Delegation aus Österreich. Die Häuser der Menschen seien zerstört, die Infrastruktur funktioniere nicht, und die Sicherheitslage vor Ort sei katastrophal. Gorial: „Die Leute wollen zurück, niemand will im Camp bleiben. Aber es geht einfach nicht.“

Die Menschen leben in völliger Perspektivenlosigkeit. Die 1400 Kinder unter sieben Jahren kennen nichts anderes als das Camp, das zur Jahreswende 2014/15 eröffnet wurde. Zigtausende Jesiden wurden ab August 2014 vom IS aus ihrer Heimat im Nordirak vertrieben, versklavt oder ermordet. Systematisch wurden Frauen und Kinder vergewaltigt. Es gibt allein im Nordirak 30 Jesiden-Flüchtlingscamps wie jenes in Dawidiya.

Beobachter gehen zudem von etwa 3000 Jesiden aus, die weiterhin in der Gewalt der IS-Kämpfer oder vermisst sind. „Die verzweifelte Lage der Jesiden, dieser unzähligen Vergessenen, berührt mich“, so Bischof Glettler. Die Staatengemeinschaft müsse dem effektiven Schutz von Minderheiten und ihrer Überlebenschancen größte Priorität einräumen, „wie verworren auch immer die politische Lage rundherum ist. Das gemeinsame Menschsein verpflichtet uns dazu“, erklärt der Bischof.

Jesiden sind eine religiöse Minderheit unter den Kurden. Ihr Glaube vereint Elemente verschiedener nahöstlicher Religionen und aus Islam und Christentum.

Patriarch verlässt Bagdad

Am Samstag, dem 15. Juli, veröffentlichte der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael Sako seinen Rückzug aus Bagdad, der Hauptstadt des Irak. Der Patriarch traf diese Entscheidung, nachdem der irakische Präsident Abdul Latif Rashid am 3. Juli ein vom früheren Präsidenten Jalal Talabani erlassenes Sonderdekret aus dem Jahr 2013 aufhob, das Sako weitreichende Befugnisse zur Verwaltung chaldäischer Stiftungsangelegenheiten einräumte und in dem er offiziell als Oberhaupt der Chaldäischen Kirche anerkannt wurde. Der Patriarch werde sich in die Autonome Region Kurdistan im Norden des Irak begeben. In seinem Schreiben sprach er auch von einem „noch nie dagewesenen politischen, nationalen und moralischen Chaos“.

Quelle: Kathpress

Bischof Glettler besuchte auf seiner Nord-Irak-Reise ein Flüchtlingscamp von Jesiden, einer verfolgten religiösen Minderheit. | Foto: kathpress
Ein Flüchtlingscamp besuchte Bischof 
Hermann Glettler (ganz links) bei seiner Irak-Reise mit einer Delegation der Initiative Christlicher Orient. Die Camp-Leiterin Clara Eliea Gorial (1. Reihe rechts) berichtete von den Nöten der geflüchteten Jesiden. | Foto: DIBK
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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