In memoriam - Univ.-Prof Dr. Maximilian Liebmann
Begeistert und offen
Univ.-Prof Dr. Maximilian Liebmann. Der Kirchenhistoriker starb am 25. Jänner völlig unerwartet.
Maximilian Liebmann wurde am 6. September 1934 in Dillach bei Graz geboren, studierte Theologie an der Karl-Franzens-Universität Graz und wurde dort 1961 zum Doktor der Theologie promoviert. Seit 1968 hatte er eine Assistentenstelle inne. 1977 habilitierte er sich mit einer reformationsgeschichtlichen Studie über „Urbanus Rhegius und die Anfänge der Reformation“.
Professor. Seit 1979 war er Ao. Universitätsprofessor für Kirchengeschichte, seit 1982 Leiter der Abteilung für Theologiegeschichte und Kirchliche Zeitgeschichte. 1989 folgte er Karl Amon als ordentlicher Universitätsprofessor für Kirchengeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz nach und wurde auch Leiter des Instituts für Kirchengeschichte und Kirchliche Zeitgeschichte bis zu seiner Emeritierung im Herbst 2002. Von 1995 bis 2003 leitete er die Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Kirchenhistoriker.
Dekan. Liebmann prägte in besonderer Weise die Geschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz, deren Dekan er von 1991 bis 1999 war. Er setzte sich im Zusammenwirken mit Bischof Johann Weber dafür ein, dass 1997 erstmals eine Frau auf einen Lehrstuhl an der Grazer Theologischen Fakultät berufen wurde, nämlich Anne Jensen (1941–2008) als Professorin für Ökumenische Theologie und Patrologie. Seiner Offenheit für kirchliche Entwicklungen und Weite ist es mit zu verdanken, dass dort der Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung erstmalig an einer Katholisch-Theologischen Fakultät in Österreich eingerichtet wurde.
Publikationen. Mit seinen Publikationen schuf Maximilian Liebmann Standardwerke, etwa mit jenen über Kardinal Innitzer, zur Rolle der Kirche während der nationalsozialistischen Diktatur, zu den katholischen Laienorganisationen oder mit der „Kirchengeschichte der Steiermark“ anlässlich des Diözesanjubiläums 1993. 2014 gab er seine „Lebenserinnerungen“ heraus, im Herbst 2021 eine kleinere Publikation mit dem Titel „Rom versteht uns nicht“ als Zusammenfassung seiner Studien über Kardinal Innitzer.
Schwerpunkte. Maximilian Liebmann hat mit seinen Forschungsschwerpunkten der Reformationsgeschichte, der Kirchlichen Zeitgeschichte sowie der Spezialisierung auf die österreichische Kirchengeschichte das Profil des Grazer Kirchengeschichte-Instituts bis heute deutlich geprägt.
Seine Begeisterung für die Wissenschaft, seine Leidenschaft für das Fach Kirchengeschichte waren ansteckend. Unvergesslich sind sein unermüdlicher Fleiß, sein Interesse an kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Ereignissen, die er stets zu kommentieren wusste. Die Öffentlichkeit sowie Kolleginnen und Kollegen schätzten seine Wortmeldungen und den Gedankenaustausch mit ihm sowie seine fachliche Expertise.
Vielseitig beheimatet. Liebmann war tief in der katholischen Kirche verwurzelt. Er konnte feiern, genoss die steirische Kultur und das Brauchtum seines Heimatlandes.
In zahlreichen Gremien war Liebmann Mitglied. Er gehörte u. a. der Komturei Graz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem und der katholischen Studentenverbindung Carolina an. Auf seine Initiative entstand 1970 das Diözesankomitee der Katholischen Organisationen (DKO) in der Steiermark, 1971 auch die Bildungsakademie des ÖCV.
Liebmann war seit 1963 verheiratet. Aus der Ehe mit seiner Gattin Elfriede gingen drei Söhne, Maximilian, Peter († 2009) und Andreas, hervor.
Michaela Sohn-Kronthaler
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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