Welthaus Graz wird 50
Auf die Welt schauen

Welthaus unterstützt Kleinbauern im Senegal bei der selbstständigen Lebensmittelversorgung. – Dieses Bild können Sie übrigens mit Hilfe eines Smartphones „zum Leben erwecken“! Laden Sie die kostenlose App „Zappar“ vom App Store oder Google Play. Öffnen Sie die App, und scannen Sie das Foto mit dem Smartphone. Dann kommen Sie direkt zu einem kurzen Video über die Arbeit von Welthaus.  | Foto: Ernst Zerche
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  • Welthaus unterstützt Kleinbauern im Senegal bei der selbstständigen Lebensmittelversorgung. – Dieses Bild können Sie übrigens mit Hilfe eines Smartphones „zum Leben erwecken“! Laden Sie die kostenlose App „Zappar“ vom App Store oder Google Play. Öffnen Sie die App, und scannen Sie das Foto mit dem Smartphone. Dann kommen Sie direkt zu einem kurzen Video über die Arbeit von Welthaus.
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Von globalen Herausforderungen und Erfolgserlebnissen erzählt Geschäftsführer Dietmar Schreiner:

Was waren die Anfänge des heutigen Welthaus, und wie sind Sie dazu gekommen?
Gegründet als „Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungsförderung“, stand immer schon die weltweite Solidarität im Mittelpunkt der Arbeit. Im Jahr 2000 kam es zur Namensänderung auf „Welthaus“.
Mich persönlich hat das Thema Entwicklungspolitik schon in Jugendjahren interessiert. Das lag Ende der 1970er und Anfang der 80er Jahre auch sehr in der Luft. In meiner Heimatpfarre leitete ich dazu eine Arbeitsgruppe. Dann kam ich als Zivildiener zum Welthaus. Ich studierte schließlich Theologie, und kurz darauf wurde die Stelle als Geschäftsführer ausgeschrieben.

Was sind die Arbeitsfelder von Welthaus, und wie kam die Auswahl eurer Projektländer zu Stande?
Wir haben zwei große Schwerpunkte: die Betreuung und Finanzierung unserer Partnerprojekte rund um die Welt und die Bildungs- und Anwaltschaftsarbeit hier vor Ort in der Steiermark. Wobei ich betonen möchte, dass wir als Welthaus Graz in einer glücklichen Lage sind – mir ist keine andere Diözese bekannt, die so viel für weltkirchliche Anliegen einsetzt wie unsere. Das macht uns sehr dankbar!
Die Auswahl der Länder, in denen wir Projekte haben, hat sich über die Zeit sehr gewandelt. So war es anfangs fast ausschließlich Lateinamerika, weil der damalige Vorsitzende Anton Lukesch dort Missionar war und die Leute vor Ort großteils persönlich kannte.
Inzwischen setzen wir vor allem auf weltweite Vernetzungsarbeit und kooperieren mit unterschiedlichen Organisationen auf nationaler und internationaler Ebene – kirchliche wie nicht-kirchliche. Von dort her ergeben sich Länder, Projekte und Themen, die wir dann konkret angehen.
Derzeit sind wir in Argentinien, Brasilien, Guatemala, Laos, Senegal, Slowakei, Tansania und der Ukraine tätig. Unsere MitarbeiterInnen betreuen jeweils ein bis drei Länder. Denn es ist notwendig, sich mit Kultur, Sprache und den konkreten Gegebenheiten vor Ort gut vertraut zu machen.

Was sind die größten Herausforderungen in eurer Arbeit?
Wenn man in der Entwicklungsarbeit tätig ist, muss man sich auf bestimmte Sachbereiche fokussieren. Über die Jahre hinweg haben wir uns vor allem auf Landrechtsfragen und Ernährungssouveränität – also Landwirtschaft und Wasserversorgung – spezialisiert. Teile unserer Arbeit beschäftigten sich auch mit der Frage der Religionsfreiheit.
Bei allen Problemen stellt sich immer die Frage, was sich vor Ort im Land lösen lässt und was auf globaler Ebene angegangen werden muss. Beispielsweise die Fleischproduktion in Europa, die durch die Futtermittel-Importe aus Entwicklungsländern dort die Natur zerstört und Lebensraum von Menschen gefährdet. Und – um den Bogen zu schließen – damit auch das Weltklima ungemein schädigt.

Gibt es so etwas wie DAS Erfolgsprojekt?
Ein Thema, wo viel gelungen ist, ist der Agrotreibstoff. Die Wirtschaft erklärt uns, er wäre biologisch und damit klimafreundlicher als anderer Treibstoff, weil er aus Pflanzen gewonnen wird. Dass von diesen Pflanzen aber der Großteil in Entwicklungsländern in riesigen Monokulturen angebaut und dann nach Europa exportiert wird, macht ihn sogar klimaschädlicher als andere, fossile Brennstoffe. Durch das Zusammenwirken vieler Organisationen konnte hier Aufmerksamkeit geschaffen werden, und politisch ist einiges in Bewegung gekommen.

Warum bietet ihr Bildungsarbeit an?
Genau um solche globalen Zusammenhänge aufzuzeigen und Schritt für Schritt zu verändern. Oft sind es unsere ProjektpartnerInnen, die uns sagen: Ihr müsst bei euch bekannter machen, was die globalen Ursachen für unsere Probleme sind. Daher laden wir auch regelmäßig Gäste aus den Projekten ein, die dann durch ganz Österreich touren. Sie sprechen in Schulen, Pfarren, aber auch mit PolitikerInnen.
Ein Bestreben in der Bildungsarbeit ist, dass Menschen erkennen, dass sie mit einem nachhaltigen und sozial gerechten Lebensstil einen weltweiten Beitrag leisten.

Interview: Katharina Grager

Die Geschichte von Welthaus
50 Jahre Entwicklungsarbeit, ausgehend von der Steiermark.

Eine kleine Zeitreise zurück ins Jahr 1970: Bruno Kreisky wird Bundeskanzler. In den USA regiert Richard Nixon. Die Proteste gegen den Vietnamkrieg halten an. Brasilien wird Fußballweltmeister. 1970 markiert die Auflösung der Beatles und den Tod von Jimi Hendrix und Janis Joplin. Und: Es ist das Geburtsjahr von „Welthaus“.
Unter dem Namen „Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungsförderung“ wird es am 29. Mai von Bischof Johann Weber in Graz aus der Taufe gehoben. Die Gründung ist stark beeinflusst vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965). Dieses betont, die Weltgemeinschaft sei auch als Solidargemeinschaft zu verstehen. In Zeiten der sozialen Teilung der Welt gehöre es zur Aufgabe der Kirche, immer wieder das Teilen in Erinnerung zu rufen und selbst die nötige Solidarität zu leben.
Seit 1970 nimmt Welthaus diese Aufgabe im Auftrag der Katholischen Kirche Steiermark wahr. Es unterstützt Menschen in Regionen der Welt, die besonders von Armut und Ungerechtigkeit betroffen sind. In fünf Jahrzehnten hat Welthaus in über 50 Ländern Entwicklungsprojekte unterstützt und begleitet. Mehr als 2000 Workshops und Veranstaltungen von Welthaus haben hierzulande über globale Zusammenhänge informiert und für eine nachhaltige Lebensweise geworben. Die finanziellen Mittel dafür stammen überwiegend von der Diözese Graz-Seckau sowie aus Kofinanzierungen durch die öffentliche Hand und Spenden. Was als Ein-Mann-Betrieb begann, ist heute die größte entwicklungspolitische Organisation der Steiermark.
Ob Indigene in Guatemala, Kleinbauernfamilien in Tansania, Straßenkinder in der Ukraine oder Roma in der Slowakei: Im Fokus steht die langfristige Verbesserung von Lebensbedingungen. Die Projekte werden gemeinsam mit den Zielgruppen und lokalen Partnerorganisationen entwickelt. Bekämpft werden nicht die Symptome, sondern die Ursachen von Armut.

Nähere Informationen zu den Projekten, dem Welthaus-Team und ihren Angeboten finden Sie unter graz.welthaus.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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